Donnerstag, 23. Februar 2017

Filmkritik: Candyman's Fluch (1992)

(c) Meteor Film (AL!VE)
Es muss eine Ewigkeit her gewesen sein, dass ich Candyman - in einer vermutlich gekürzten Version - im TV gesehen habe. Laut der ofdb muss es um das Jahr 2000 rum auf Sat 1 oder Kabel 1 gewesen sein. Obwohl er offenbar geschnitten war, behielt ich ihn äußerst positiv in Erinnerung. Als ich den Film letztens zufällig für gerade mal 15 Euro im Mediabook (inzwischen natürlich uncut) bei der Drogerie Müller fand wurde er deshalb direkt gekauft. Von der Story her könnte man zunächst an einen Teenieslasher im Stil von Scream oder Ich weiß was du letzten Sommer getan hast... denken. Candyman schlägt jedoch eine andere Kerbe, wie man nach kurzer Zeit feststellt. Dies sollte jedoch nicht als Wertung gesehen werden - sondern bezieht sich nur auf die Einschätzung wohin der Film den Zuschauer führt.
Helen und ihre Kommilitonin bereiten gerade ihre Dissertation zum Thema "Urban Legends" vor. Inbesonders eine dieser modernen Sagen hat es den beiden angetan: Die des mysteriösen Candymans. Einen ehemaligen schwarzen Sklaven, der im letzten Jahrhundert von einem Mob getötet wurde, nachdem er mit der falschen Frau zusammen war. Da der Tote nie zur Ruhe kam lastet ein Fluch auf ihm: Wenn einer Candymans Namen fünf mal vor einem Spiegel wiederholt, kehrt er wieder. Keine Überraschung, dass Helen und ihre Freundin - angetrunken von einigen Gläsern Wein - dies in einem Selbstversuch direkt einmal ausprobieren und damit tatsächlich den Candyman heraufbeschwören.
Ursprünglich handelte es sich bei Candyman um eine Kurzgeschichte von Clive Barker. Dieser hat mit dem Film - abgesehen von der Grundidee und Produktion - jedoch nichts mehr zu tun. Haupverantwortlich war Bernard Rose - der außer Candyman allerdings nichts bekannteres in seiner Filmographie vorzuweisen hat. Trotzdem ist der Film durchwegs gelungen. Nach einem etwas zähen Start, wo mehr oder weniger erklärt wird wer der Candyman ist und warum ein Fluch auf ihm lastet, wird die Spannung aufgebaut. Dies liegt neben der überzeugenden Virginia Madsen (welche übrigens die Schwester von Tarantinos Dauerbesetzung Michael Madsen ist) vor allem an dem beklemmenden orchestralen Soundtrack von Philip Glass. Dieser in Kombination mit dem Anblick der trostlosen Cabrini-Green Home Ghettos erschafft eine ganz besonders unwohle Atmosphäre. Dieser Wohnblock - der in der Realität übrigens unter dem selben Namen bekannt ist - wurde im letzten Jahrzehnt abgerissen und zählte nicht umsonst zu einem der Chicagoer Problemvierteln. Zusammengefasst kann man sagen, dass Candyman weniger durch die Story als durch die dichte Atmosphäre überzeugt. Ein Blick lohnt sich auf jeden Fall. Horror-Fans, welche mit Filmen die in urbanen Gebieten spielen etwas Anfangen können, kommen um den Candyman ohnehin nicht drum herum. filmdetails

Montag, 13. Februar 2017

Filmkritik: Cannibal Terror (1980)

(c) Eurociné
Gleich zu Beginn eine Entwarnung: Obwohl Kannibale im Titel drin steht - Tiere kommen nicht zu schaden. Man kann also den Film guten Gewissens sehen. Allerdings kann für eventuelle bleibende Hirnschäden im Filmgeschmackszentrum beim Zuschauer keiner garantieren. Ein Film bei dem Jesus Franco am Drehbuch mitschreibt - aber sich offenbar selbst zu schade ist Regie zu führen. Das muss was heißen. Franco steht bzw. stand immerhin nicht gerade im Verdacht sich um seinen Ruf großartig zu sorgen. Doch hierbei machte sich der Meister des Schmuddelfilms scheinbar selbst Gedanken um seine Reputation. So kam es wohl, dass er letztendlich auf eine Erwähnung im Titel verzichtete. Alle anderen Beteiligten werden dann aber immerhin mit mehr oder weniger Schreibfehlern im Vorspann erwähnt (evtl. sollte aber auch Sylvia einfach cooler wirken als Silvia...), der mit dem obgligatorischen Synthesizergedudel untermalt ist. Ohne sich weiter zu informieren kann man jetzt ansatzweise ahnen, was einen in den nächsten 90 Minuten bevorsteht.
Ich versuche es mal zusammenzufassen:
Ein paar vertrottelte Aushilfsgangster wittern den großen Coup: Sie entführen die Tochter eines Autohändlers und fordern eine stattliche Summe Lösegeld. Die Übergabe scheitert, da einer der Gangster bei der Übergabe einen Fussgänger über den Haufen fährt und dadurch die Polizei auf den Plan ruft. Wie gut, dass einer der Verbrecher einen Bekannten in Südamerika hat. Wie schlecht aber, dass dieser Bekannte als Nachbarn ein paar Kannibalen hat, die nur darauf warten europäisches Frischfutter zu bekommen. In solchen Fällen ist man als Europäer fast froh einen Nachbarn zu haben, der sich nur wegen lauter Musik beschwert... So kommt es wie es kommen muss: Die Verbrecherbande taucht - zusammen mit dem entführten Kind - bei dem Typen unter, die Eltern des Kindes trudeln ebenfalls ein um das Kind zu retten - und am Schluss wird die ganze Bande begleitet von schlechter Synthesizer Musik und noch schlechteren Spezialeffekten gemeuchelt und gefressen.
Die Qualen die der Film beim Ansehen den Zuschauer bereitet dürften fast gleichauf des Kannibalenterrors sein, den die Hauptdarsteller über sich ergehen lassen müssen. Inbesondere die deutschen Synchronstimmen geben einen hundsmiserabelen Film noch den extra Schlag in die Magengrube, auf dass er auch ja nie wieder mehr aufstehen werde. Selbst hartgesottenen Trashfilmfans dürfte teilweise die Spucke im Halse stecken bleiben, bei was einem hier geboten wird. Fangen wir zunächst mal an, mit den Dingen die bei dem Film äußerst gut gelungen sind: ...
So, und jetzt zu den Dingen, die eher weniger gelungen sind - oder bei der Produktion gar komplett aus dem Ruder liefen: An dieser Stelle weiß ich gerade gar nicht wo ich anfangen soll. Zur Story will ich mich gar nicht äußern. Diese ist derart vollen Logiklücken, unschlüssigen Handlungsträngen sowie Szenenwechseln und Fehlern in der Kontinuität, dass es ziellos wäre hier genauer drauf einzugehen. Als nächstes wären die Darsteller - die durch die oben erwähnten Synchronsprecher nochmal mieser wirken als ohnehin schon. Als nächste wäre da das Szenenbild, was nur als ein schlechter Witz dienen kann. In einer Szene fahren tatsächlich unweit des Kannibalendorfes im Hintergrund LKWs auf einer Landstraße entlang. Wohlbemerkt soll die Szene sich in den untiefen des Dschungels abspielen - fernab jeglicher Zivilisation natürlich. Klar. Achja Kannibalendorf. Die Kannibalen sind in Cannibal Terror nicht mal - wie bei anderen Filmen aus der Zeit - "echte" Einheimische, damit es wenigsten ein wenig authentisch wirkt. Nein - bei Cannibal Terror wurden (aus welchen Gründen auch immer) auf weiße bierbäuchige Europäer - teils mit Halbglatze - zurückgegriffen die im Lendenschurz durch das Bild turnen durften. Lächerliche Kannibalen gab es wohl in noch keinem Film. Zusammengefasst ist der Streifen eine filmische Katastrophe. Ein absoluter Supergau - wo so ziemlich alles - ach was rede ich - wo wirklich alles schiefgelaufen ist, was beim Filmedrehen schieflaufen kann. Da der Film wenigstens - wie oben erwähnt - keinen Tiersnuff beinhaltet taugt er wenigstens als Unterhaltung bei einem Trashfilmabend. Für Zuschauer unter 1 Promille ist er jedoch absolut nicht geeignet. filmdetails

Montag, 6. Februar 2017

Filmkritik: Motorpsycho (1965)

(c) WVG Medien GmbH
Einen Blog über (vorwiegend) Trash- oder B-Filme zu schreiben und noch nie einen Russ Meyer Film rezensiert zu haben paßt irgendwie nicht zusammen. Damit ist aber Schluss und der Zustand wird hiermit schnellstmöglich korrigiert: Nach über 200 Rezensionen ist es soweit und der Meister der Hupenfilme bekommt auch hier seine erste Rezension spendiert. Blind aus der Russ Meyer Kinoeditions-Box gezogen sollte es Motorpsycho der genauer begutachtet wird. Die Story ist - wie man erwarten kann - Nebensache.
Drei Halbstarke - die allerdings so jung gar nicht aussehen - misshandeln die Freundin von Tierarzt Maddox. Auf der Flucht vor Maddox töten die drei einen alten Mann und verletzen dessen jüngere Ehefrau Ruby, als sie auf sie schießen.
Maddox trifft etwas später auf Ruby und nimmt zusammen mit ihr die Verfolgung der drei Burschen auf um Rache zu üben.
In erster Linie liegt der Fokus dieses etwas verkappten Roadmovies selbstverständlich auf den drallen Hauptdarstellerinnen. Jedoch ist Motorpsycho trotzdem noch einer der züchtigeren Russ Meyer Filme. Dies liegt wohl vor allem an dem Erscheinungsjahr 1965 wo es - gerade in Amerika - auch im B-Movie Bereich noch ziemlich kritisch war eine Frau oben ohne zu zeigen, geschweige denn komplett nackt. Diese Tatsache wird bei Motorpsycho durch diverse Anzüglichkeiten, Zweideutigkeiten und ultraknapper Kleidung gekonnt umgangen. Der Schmuddelfaktor ist gefühlt extrem hoch - auch wenn die Bilder eine andere Sprache sprechen. Alleine das ist eine Kunst. Auch heute ist Motorpsycho - praktisch ohne eine Nacktszene zu beinhalten - daher der FSK immer noch eine 16er Wertung wert. Ob der Film gut oder schlecht ist will ich gar nicht bewerten. Filmgeschichte geschrieben hat Russ Meyer trotzdem. Wenn auch nicht hier, sondern eher mit seinen späteren Werken wie Vixen und Super Vixen. Filmfans die für alles offen sind können daher durchaus einen Blick riskieren. filmdetails
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