Montag, 13. November 2017

TV-Kritik: Adam sucht Eva - Promis im Paradies

Eigentlich sollte an dieser Stelle der jährliche Halloween Bericht stehen. Dieser ist - wie man sieht - leider das Jahr ausgefallen - die beiden gesehenen Filme Body Snatchers und Dellamorte Dellamore werden jedoch später noch ausführlich rezensiert. Heute kommt aus gegebenen Anlass seit längerer Zeit wieder mal eine kurze TV Kritik. Etwas spontan - und aus aktuellen Grund:
Erst kürzlich hat Pro 7 / Sat 1 seine Quartalszahlen veröffentlicht. Diese waren - fast wie zu erwarten - in Zeiten von Amazon Prime und Netflix alles andere als rosig. Der Aktienkurs ging über 10 Prozent nach unten - und doch handelt es sich hierbei um eine allgemeine Krise und kein Pro7 spezifisches Problem. TV läuft - aus vielen Gründen - einfach nicht mehr so gut wie früher. Werbeeinahmen sinken, die Leute schauen lieber unabhängig von Zeit und Raum per Stream auf allen möglichen Endgeräten. Oder kaufen sich ganz altmodisch Filme auf DVD oder Bluray - wenn man dann etwas physikalisches im Schrank haben will. Aktuell schafft es nur ein Sender trotz des tiefgreifenden Umdenkens des TV Konsums kontinuierlich passable bis ganz gute Quoten einzufahren: Bei dem Sender handelt es sich gleichzeitig um die Mutter aller Privatsender, RTL. Das Rezept ist hierbei einfach - Quoten werden nicht durch Qualität gemacht - sondern durch Zuschauerzahlen. Während woanders rumgeeiert wird, hat man es bei RTL längst begriffen. Und die  Zuschauer wollen auch im Jahre 2017 offensichtlich weiterhin das schon seit Jahren längst totgeredete Trash-TV sehen. TV aus der tiefsten Niveauhölle, was angeblich niemand sehen will oder sieht - trotzdem aber besser läuft als alles andere. Während Ich bin ein Star schon seit Jahren gute Quoten fährt, hat sich ganz unscheinbar eine zweite Trash Sendung etabliert, die ebenfalls alles andere als schlecht dasteht: Adam sucht Eva - Promis im Paradies. Der Name der Sendung, die übrigens bereits in die vierte Staffel geht, ist hier Programm. Ein Haufen Promis (die RTL Definition für eine Horde unbekannter Scripted-Doku-Darsteller, Söhne/Töchter von Prominenten oder D-Moderatoren die wirklich keine Sau kennt) treffen sich im Adams- / Evakostüm (also nackt) auf einer Insel und sollen verkuppelt werden. Wichtigstes Wort im letzten Satz ist übrigens nackt, falls es einer überlesen haben sollte.
Nunja - was soll man groß über so eine Sendung schreiben, wo das offensichtlichste schon klar ist. Schauen wir uns die heutige Folge einmal stellvertretend für die ganze Staffel genauer an.
Bereits bei dem Vorspann wird dem Zuschauer bewusst - selbst das Wort D-Promi müsste für diese Sendung neu definiert werden. Bis auf Patricia Blanco - Tochter von Roberto Blanco und bereits Teilnehmerin beim Dschungelcamp - kenn ich nicht eine einzige dieser Personen. Auch Wikipedia hilft mir hier nicht viel weiter, da die meisten Inselbewohner im Artikel gar nicht erwähnt werden. Die Erwähnten dafür zum großen Teil nicht einmal eigene Wikipedia Einträge besitzen. Soviel also zum Titel "Promis im Paradies". Nach dem Intro entwickelt sich die Show mehr oder weniger zu einer Dating-Kuppelshow, deren Alleinstellungsmerkmal eigentlich nur ist, dass sämtliche Personen stets nackt rumlaufen. Bei den Themen geht es allerdings weitaus biederer zu als man annehmen mag: Es wird intrigiert, es wird diskutiert - es wird philosophiert. Im direkten Vergleich zu der Hauseigenen Konkurrenz vom Dschungelcamp ist hier eindeutig weniger Unterhaltungswert vorhanden. Vielleicht liegt hier die Ursache bei der fehlenden sarkastischen Moderation in Form einer Sonja Zietlow oder Daniel Hartwich. Das meiste wird relativ lustlos aus dem Off kommentiert. Wie auch immer - irgendwie dümpelt die Sendung nur so vor sich hin. Der einzige hoffnungsvolle Höhepunkt - eine neu angeschwemmte Eva im Paradies - wird seltsam lustlos inziniert. Gerade ein umoperiertes Botschaftsluder hätte mehr als genug Angriffsfläche für den einen oder anderen bissigen Kommentar gegeben. Interessanterweise schafft es RTL in einer Show, die Menschen auf das äußerste reduziert, menschlicher zu sein als bei einer durchschnittlichen Folge Bauer sucht Frau. Eines der wenigen witzigen Highlights bleibt eine Szene als sich Plastik-Eva Djamila über die hygienischen Standard auf der Insel bei RTL beschweren will. Sie ist nämlich - O-ton - nur 5 Sterne Hotels gewöhnt. Kurz vor Schluss wird noch ein Adam angeschwemmt - der sich noch kurz vorstellen kann und als eine Art Grinsefresse-Kopie von Alexander Keen entpuppt. Insgesamt jedoch symphatischer rüberkommt - was jedoch grundsätzlich nicht schwer fallen dürfte. Zum Schluss wird noch ein wenig Diskutiert wer mit wem könnte - ein paar Nacktinterviews gegeben und daraufhin die Sendung beendet. Zusammenfassend kann man wohl behaupten, dass - wenn die Darsteller angezogen wären - wohl für die meisten Zuschauer wohl überhaupt kein Grund mehr bestehen würde, diese Sendung zu sehen. Einziger fragwürdiger Lichtblick: Im Anschluss kommt ein Extra Spezial zum Thema Nackt-Yoga. Wer trotzdem interessiert ist: Adam sucht Eva (oder für die TV Junkies AsE) läuft seit dem Wochenende täglich um 22:15 bei RTL.

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