Mittwoch, 14. März 2018

Filmkritik: Adam Chaplin (2011)

(c) Autonomy Pictures
Gleich vorweg: Ja, dieser Film ist extrem brutal. Und ja, es existiert eine 18er Fassung. Und nein: Diese ist nicht uncut, wie man zunächst meinen würde. Diese Fassung wurde nämlich von der Inquisition der BPJM freigegeben. Und das mit einer Laufzeit von sage und schreibe 62 Minuten. Bei einer Original Filmlänge von 84 Minuten fühlen wir uns bei diesen Schnitt in die 1990er zurück katapultiert als zensierte Fassungen noch um die 20 bis 30 Minuten kürzer waren. Wie auch immer: Es existieren - auch auf dem deutschsprachigen Markt - uncut Releases. Und da es sich um einen Gore- und Splatterfilm in Reinkultur handelt sollte auch nur diese Version geschaut werden. Hierbei gilt, unbedingt auf die Laufzeit achten! Wer dem Genre etwas abgewinnen kann, wird jedoch entsprechend belohnt.
Die Story ist - naja - wie zu erwarten etwas dünn: Adam Chaplins Freundin hat sich mit dem Falschen angelegt. Bei einem kriminellen Freak hat sie sich eine größere Summe Geld geliehen und diese nicht zurückzahlen können. Zur Strafe wird sie von dem enstellten Bösewicht direkt einmal mit Benzin überschüttet und angezündet.
Als ihr Freund davon erfährt brennen bei ihm alle Sicherungen durch: Etwas okkult angehaucht verbündet sich Adam mit dem Teufel persönlich. Dieser verleiht ihm auf seinem blutigen Weg der Rache übermenschliche Fähigkeiten und verfolgt natürlich auch seine eigene Ziele.
Ja, lange keinen neueren Horrorfilm aus Italien mehr gesehen. Die Zeiten, als der Deutsche Markt noch mit Horror- und Splatterfilmen aus Südeuropa regelrecht überschwemmt wurde ist längst vorbei. Auch die Zeiten, als solche Filme noch wirre Namen hatten sind vorbei. Schlicht Adam Chaplin - Name des Hauptcharakters - dient hier als Filmname. Vor 20 Jahren hätte es hier noch irgendwelche Zombies oder Jungfrauen im Titel gegeben. Als seriöses Meisterwerk kommt der Film trotz reduzierten seriösen Namen natürlich trotzdem nicht rüber. Dafür aber als überaus unterhaltender Film. Verdanken haben wir dieses italienische Schlachtfest übrigens vor allem einem einzigen Mann:  Emanuele De Santi. Regisseur, Drehbuchautor - und Achtung - Hauptdarsteller in einer Person. Besonders sei hier zu berücksichtigen, dass der Charakter Adam Chaplin alles andere als "durchschnitt" ist. Zwei Meter groß und aufgepumpt wie Tim Wiese vor seinem gefloppten WWE Debut hat dieser Muskelberg nebenbei Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Witzigerweise fällt mir an dieser Stelle tatsächlich nur Sylvester Stallone ein, der dies bereits einmal geschafft hat. Auch wenn De Santi selbstverständlich an dieses Vorbild nicht annähernd herankommt ist es interessant zu sehen, wie er im Making of der DVD im Gym beim Armdrücken vom Filmteam begleitet wird. Einen gewissen Ergeiz kann man diesen Mann nicht absprechen. Zusammengefasst ist Adam Chaplin ein durchaus überdurchschnittlicher Splatterfilm der vor allem von seinem Hauptcharakter lebt. Dieser, eine Mischung aus Riki-Oh (Story of Ricky) und Kenshirô (Fist of the Northstar) lässt hier keinen Stein auf dem anderen. Oder wahlweise auch Knochen, Köpfe oder irgendwelche Gliedmaßen. Gekämpft wird nämlich in 90% der Fälle mit den Fäusten - deshalb auch der Vergleich mit Story of Ricky und Fist of the Northstar. Zartbesaitete würden schon nach den ersten Minuten wegschalten. Wenn Adam loslegt verfärbt sich der im Film vorherrschende Blaufilter in ein tiefes Rot. Es werden Arme und Beine abgetrennt, Köpfe eingeschlagen und Brustkörbe bei Großaufnahme in Stücke geprügelt. In Sachen Brutalität liegt der Film auf einer Skala von 1 bis 10 bei einer knappen 11. Dennoch: Ernst zunehmen ist dies alles nicht. Vielmehr wie eine Karikatur wirkt dieser Film, weshalb die Gewalt einem nur selten nahe geht. Anders als in "ernsten" Filmen wie Der Soldat James Ryan interessiert der abgetrennte Arm hier auch nicht weiter. Das Ganze ist Fantasy und spätestens nach 20 Minuten wird einem der okkulte Touch des Filmes ohnehin bewusst. Überall umgedrehte Kreuze und Anspielungen auf eine gescheiterte Religion. Und gleichzeitig der Teufel höchstpersönlich, der Adam Anweisungen von seiner Schulter aus gibt. Dies nimmt niemand ernst - baut aber gleichzeitig eine willkommende Distanz auf, dass sämtliche gesehene Monstrositäten einem nicht wirlich berühren. Ob gewollt oder nicht: Der Film macht vieles richtig. Daher eine klare Empfehlung für alle Fans des Genres die mal wieder etwas aus Italien sehen wollen. filmdetails
Blogverzeichnis Dieser Blog benutzt Cookies