Sonntag, 26. September 2021

Filmkritik: Ausflug in das Grauen (1981)

(c) Seymour Borde & Associates
Manchmal wäre es interessant zu wissen, wie die Vorgeschichte zur Entstehung eines Filmes abgelaufen ist. Bei Ausflug ins Grauen könnte man sich folgende Situation vorstellen: Low-Budget Regisseur James Bryan war mit ein paar Kumpels 1980 im Kino und hat sich Freitag der 13te angesehen, fand den Film scheinbar so geil, dass er sich dachte "hey - das kann ich auch!". Gesagt getan, nur 1 Jahr später war die 150 000 US Dollar Trashgurke abgedreht und schaffte es hier und dort sogar ins Kino. Thematisch angelehnt natürlich sehr nah an den 400 000 Dollar teueren (und qualitativ wesentlich besseren) Freitag der 13te. Man müsste zunächst denken, dass hier ganz großer Schund herumgekommen ist. Genaugenommen ist es das auch - und trotzdem hat dieses Slasher-Kleinkunst Spektakel seine Berechtigung. Sei es deshalb, dass man am Ende vor allem lernen kann, was beim Filme produzieren so alles schief laufen kann. Spassig ist der Film allemal, wieso er an dieser Stelle eine Rezension verdient.
Die Story - nun ja... Vier Camper verirren sich mehr oder weniger im Wald und geraten an einen komplett durchgedrehten Killer.
Der Film beginnt ohne große Vorerzählungen zu Charakteren, Vorgeschichte oder anderen unwichtigen Dingen und startet direkt im Wald. Unsere vier Mittzwangziger (politisch korrekt zwei Frauen und zwei Männer) sind auf der Suche nach einer Hütte, wo sie ihr Wochenende verbringen können. Idyllisch ist der Wald aber nur auf den ersten Blick. Denn schon ab der ersten Minute werden im gefühlten 5 Minuten Takt irgendwelche zufällige anwesenden anderen Touristen (Malerinnen, Rollstuhlfahrer, verliebte Pärchen, Mütter mit erwachsenen Söhnen) von einem Killer umgebracht. Der Zuschauer sieht dies durchgehend in detaillierten Großaufnahmen, während unserer Wandergruppe vorerst unbehelligt weiter in den Wald eindringt und - wie es kommen muss - sich verläuft.
Da irgendwer die Gruppe als vermisst gemeldet hat (macht übrigens überhaupt keinen Sinn, weil sie ja ohnehin das Wochenende im Wald verbringen wollten...) muss sich ein adipöser Bürogolf-spielender Redneck-Ranger im Flugzeug auf die Suche machen. Dieser bricht jedoch aus massiver Lustlosigkeit die Suche nach gefühlten 10 Minuten Rundflug ab (Begründung: Der Wald ist eh zu groß um da jemanden zu finden, "da unten würde ich mich auch verlaufen"). Ab dem Moment sind die Camper auf sich alleingestellt. Und es wird dunkel. Einer nach dem anderen macht ab jetzt bekanntschaft mit dem Killer.
Wer dieser Killer ist, wieso er mordet und was seine Motive sind ist unwichtig. Es gibt auch keine weitere Aufklärung oder Erklärung - der Film hangelt sich irgendwie nur so von Schauplatz zu Schauplatz. Die Effekte sind zum großen Teil detailliert aber handwerklich unter aller Sau. Man fragt sich unweigerlich, für was eigentlich die nicht gerade wenigen 150 000 USD drauf gegangen sein sollen. Nur so als Vergleich: Tanz der Teufel (aus dem selben Jahr) hatte kaum mehr als das Doppelte gekostet und legte nebenbei neue Maßstäbe für Splattereffekte. Die Effekte in Ausflug in das Grauen erinnern eher an Special Effects-Versuche die eine Gruppe Schüler in einer Projektwoche ohne Vorkenntnisse hinbekommen hätte. Das selbe kann man übrigens vom Soundtrack sowie den Schauspielern behaupten: Der "Soundtrack" - irgendwo angesiedelt zwischen wilden Kunstperformance rumgekloppe auf Metall-Instrumenten und Synthesizer Quälerei wirkt verstörender als der Killer selbst. Die Darsteller währenddessen würden noch mit einer Benotung 'stehts bemüht' gut davon kommen. Keinen der mitwirkenden Schauspieler nimmt man es nur im Ansatz ab, dass sie diesen Job hauptberuflich machen. Laut imdb hat übrigens tatsächlich keiner der Hauptdarsteller jemals wieder eine halbwegs relevante Rolle in einem Film bekommen. Jetzt bleibt nur noch die letzte im Raum stehende Frage: Ist der Film sehenswert? Ich denke ja. Wer Filme aus dieser Zeit mag und mit absolut niedrigen Erwartungen an die Sache heran geht, kann durchaus gut unterhalten werden. Da der Film mit 72 Minuten auch wieder relativ kurzweilig ist, steht einer Empfehlung nichts im Wege. filmdetails

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