Donnerstag, 23. März 2023

Filmkritik: Orphan: First Kill (2022)

(c) StudioCanal

Orphan von 2009 sollte eigentlich jeder Horrorfilm-Fan kennen und ist - obwohl gar nicht mal so alt - schon fast ein neuer Klassiker im Genre. Umso erstaunlicher, dass es 13 Jahre gedauert hat, bis er endlich eine Fortsetzung spendiert bekommen hat. Gerade im Horrorgenre dauert es in der Regel nur wenige Jahre bis eine Fortsetzung kommt (sofern natürlich der erste Teil genügend Geld in die Kassen gespielt hat). Nicht selten entstehen Filmreihen mit 5 oder mehr Filmen wie Saw, The Purge, Halloween, oder Wrong Turn - die Liste ist lang. Über die Qualität der Fortzsetzungen kann man sich zwar oft streiten, solange aber die Zuschauer im Kino oder Stream es schauen und es Fans dicker Filmboxen gibt, stehen Prequels, Sequels oder Reboots selten etwas im Weg.
Das Orphan 2009 sogut ankam lag nicht nur daran, dass die Story erfrischend anders war als bei den gängigen Filmen zur der Zeit (Thema: Dämonen, Zombies), sondern vor allem an der beim Filmdreh erst 10 Jahre alten Isabelle Fuhrman die eine für ihr Alter überragende schauspielerische Leistung abgeliefert hatte.
An dieser Stelle eine Warnung: Der zweite Teil Orphan: First Kill - um den es hier geht - spielt zeitlich gesehen vor dem Eingangs erwähnten ersten Teil. Dadurch kann es folglicherweise zu Spoilern von Teil 1 kommen. Wer Teil 1 noch nicht gesehen hat, sollte an dieser Stelle am besten abbrechen und direkt den Film sehen.
Wir schreiben das Jahr 2007: Irgendwo in Estland, weit Abseits der Zivilisation, steht eine Nervenheilanstalt für Schwerverbrecher. Untergebracht ist dort auch Leena, eine 31 Jährige Frau. Neben ihrer unnatürlichen Agressionen leidet Leena an einer seltenen Drüsenkrankheit, welche dafür sorgt, dass sie sich trotz ihres Alters noch im Körper eines Kindes befindet. Diese Kombination führt dazu, was kommen muss: Klar unterschätzt bahnt Leena sich mit Gewalt den Weg aus der Nervenheilanstalt in die Freiheit. Über eine Täuschung gelangt Sie kurz darauf schon in die USA und nimmt die Identität der kleinen Esther an, einem seit einigen Jahren verschwundenen Kind. Nichts ahnend nehmen die vermeintlichen Eltern die kleine Esther (so ihr neuer Name) in die Familie auf. Als es vermehrt zu unerwarteten Todesfällen im Familienumfeld kommt ahnt zunächst nur ihr neuer Bruder, mit wem die Familie es hier zu tun hat.
Obwohl man über weite Strecken gut unterhalten wird, merkt man beim Ansehen relativ schnell die zwei Hauptprobleme des Filmes. Erstens, dass Isabelle Fuhrman (die in Wirklichlichkeit gottseidank nicht an so einer Drüsen-Krankheit leidet, welche sie optisch nicht altern lässt) wesentlich älter als im ersten Teil ist, nämlich 13 Jahre und damit 23 Jahre. Nicht wirklich alt, aber trotz spezieller Filter, Kameraperspektiven usw. wirkt sie eben alles andere aber nicht mehr wie sieben Jahre. Sieben Jahre deshalb, weil das Prequel nochmals zwei Jahre vor Orphan spielt, wo Esther neun Jahre alt ist. Rechnet man nicht nach und akzeptiert es einfach, kann man über diesen Kritikpunkt jedoch hinwegsehen, da Fuhrman immer noch eine sehr gute Schauspielerin ist und perfekt auf diese Rolle passt. Und bevor die Frage aufkommt, wieso die Produzenten ein Prequel einer Fortzsetzung vorgezogen haben, wo Esther auch im Film älter wäre: ACHTUNG SPOILER: Sie ist im Teil 1 gestorben, weshalb es ohne Michael Myers Kräfte unmöglich wäre eine plausible Story für eine Fortsetzung zu entwickeln.
Der zweite Kritikpunkt bezieht sich auf die Story des Filmes - zumindest am Anfang. Bis knapp zur ersten Hälfte schienen mir fast alle Handlungen der Charaktere absolut vorausschaubar. Die Kehrtwende gibt es dann aber ganz nach Lehr-Drehbuch exakt nach einer Stunde. Was hier genau passiert wird an dieser Stelle natürlich nicht erzählt, es sei jedoch gesagt, dass der Film ab diesen Moment noch einmal richtig unterhaltsam wird.
Zusammenfast lässt mich der Film etwas gespalten zurück: Auf der einen Seite ist technisch natürlich alles richtig gemacht. Neben der schon mehrmals erwähnten Fuhrman spielen auch die anderen Schauspieler - darunter Rossif Sutherland - Sohn von Donald Sutherland - überzeugend ihre Rollen. Neben der Anfangs vorausschaubaren Story sind es auch einige Spezialeffekte die einen etwas irritiert zurücklassen. Beispielsweise ist Esther nach jedem Angriff auf einen anderen Menschen (egal mit welcher Waffe) komplett blutbespritzt. Dies sind Szenen, wo man sich nicht sicher ist, ob der Film bewusst trashig sein will oder ob dies gruselig wirken soll. Schaut man über solche Kleinigkeiten hinweg bleibt allerdings ein gut gemachter - knapp überdurchnittlicher Horrorfilm -  der allerdings Teil 1 niemals das Wasser reichen kann. Dafür das 13 Jahre vergangen sind hätte man sich etwas mehr erhofft. Meinz Fazit stabile 6/10 und zum einmaligen Ansehen für Fans von Teil 1 auf jeden Fall geeignet. filmdetails

Donnerstag, 13. Oktober 2022

Filmkritik: Jeepers Creepers: Reborn (2022)

(c) 101 Films / Splendid Film
Ganz still und heimlich ist vor einigen Wochen ein neuer Jeepers Creepers Film in die Kinos gekommen. Genau genommen bereits der vierte Teil der Reihe. Warum der Film nicht großartig beworben wurde erkärt sich schon in den ersten Minuten des Filmes von selbst. Spoiler vorweg: Es hat offenbar mit der (meiner Meinung nach) praktisch nicht vorhandenen Qualität des Filmes zu tun.
Doch der Reihe nach: Um die Story zu verstehen muss man wissen, dass sich der Film selbst als eine Art Meta-Film sieht. Innerhalb des Films werden anfangs die ersten drei Jeepers Creepers Filme erwähnt und es gibt Anspielungen an andere bekannte Horrorfilmreihen.
Abgesehen davon ist die Story Standard: Ein junges Pärchen - Laine und Chase - wollen zu einer Horror-Convention nach Louisiana. Während sie eher die nüchterne Skeptikerin ist, ist Chase absoluter Horrofilm-Nerd und besessen von der Urban-Legend des Jeepers Creepers, welcher alle 23 Jahre aufwacht um für 23 Tage lang zu töten. Natürlich ist es kein Zufall, dass das Horrorfestival genau in dieser Gegend stattfindet, wo der Creeper angeblich sein Unwesen treiben soll. Angekommen beim Festival treffen die beiden Stadtmenschen auf diverse skurrile Personen. Angefangen bei einer seltsamen Voodoo-Mama, die alte Karten verkauft (Das Festivalgelände ist komischerweies mit einem normalen Navi nicht zu finden), bis hin zu einem Redneck, der am Schluss noch eine wichtige Rolle spielen soll. Wer natürlich auch nicht fehlen darf ist der Creeper selbst, der es sich natürlich nicht nehmen lässt sich ebenfalls unter das Cosplay spielende Publikum des Festivals zu mischen. Natürlich mit ganz anderen Absichten als die harmlosen Horrorfilm-Nerds, die hier nur Bier trinken und Musik hören wollen .
Zunächst würde ich an der Stelle auf die positiven Punkte des Filmes eingehen. Diese zu finden, ist jedoch sehr schwierig. Man kann vielleicht notieren, dass keine Mikrofone ins Bild hängen und die Darsteller verständliches Deutsch reden sowie die Story gut zu verstehen ist (was nicht bedeutet, dass sie Sinn ergibt). Das war es aber auch schon, da der Rest des Filmes meiner Meinung nach ein filmischer Super-GAU geworden ist.
Den meisten Respekt bei Jeepers Creepers: Reborn kann man vielleicht noch vor dem deutschen Vertrieb von Splendid Film haben, die es tatsächlich vollbrachten einen Film - der sich durchweg auf Asylum-Niveau bewegt - in die deutsche Kinos zu bringen. Was wiederum Regisseur Timo Vuorensola geritten hat (der mit Iron Sky vor 10 Jahren mit wenig Budget einen sehr unterhaltsamen Film geschaffen hat) so etwas zu verantworten kann nur er selbst beantworten. Auch, dass niemand beim Testscreening bermerkt hat, was für ein unterirdischer Trash Jeepers Creepers: Reborn geworden ist, kann ich irgendwie nicht glauben.
Doch was genau ist jetzt so schlecht? Hier gibt es mehrere Ursachen, fangen wir mal an: Laut dem englischen Wikipediaeintrag zu dem Film, hat das Budget gerade einmal 2 Millionen Dollar umfasst. Für einen Kinofilm viel zu wenig, wenn man überlegt, dass es aktuell Serien gibt, die pro Folge um ein vielfaches an Budget besitzen.
Dazu kommt, dass ursprünglich zwar an original Schauplätzen in Louisiana gedreht werden sollte, aufgrund der Corona-Pandemie jedoch das komplette Filmset ins Studio nach England umziehen musste. Dies wäre zumindest eine Erklärung dafür, dass der Film extrem unecht wirkt und es CGI Effekte an Stellen gibt, die keinen Sinn machen (Warum sollte man z. B. sonst einen Friedhof oder ein Waldstück in CGI nachbauen, anstatt einfach an realen Plätzen zu drehen). Der Film wirkt optisch nicht viel besser, als wie ein vor dem Greenscreen gedrehtes PC-Spiel von Sierra aus den 90iger Jahren. Dies wäre vor dem Coronahintergrund sowie dem niedrigen Budget vielleicht noch entschuldbar. Nicht entschuldbar sind allerdings diverse Filmfehler (Chase kauft sich z. B. eine Schweinshaxe zum essen, in der nächsten Kameraeinstellung hat er sie nicht mehr in der Hand), Logikfehler oder absolut nicht nachvollziehbare Charakterentscheidungen. Laine, die zum Beispiel mit dem ganzen Horrorfilmthema rein überhaupt nichts anfangen kann, macht auf einmal beim Cosplay sowie bei einer Verlosung mit, wo man eine Nacht in einem Escaperoom-Horrorhaus verbringen kann.
Das der Film selbst auf einer Metaebene spielt - und nicht wie die original Teile im Jeepers Creepers Universum - kann Hoffnung machen, dass irgendwann noch einmal ein richtiger Teil 4 ensteht - wobei der sehr mäßige Teil 3 auch nicht der Maßstab für eine Fortsetzung sein sollte. Würde es keinen weiteren Teil geben, wäre dies aus aktueller Sicht kein Verlust für das Franchise. filmdetails

Montag, 27. Juni 2022

Filmkritik: Top Gunner - Die Wächter des Himmels (2020)

(c) The Asylum
Schnelle Jets, coole Action und waghalsige Piloten. Wer aktuell nach langer Durststrecke mal wieder einen überragenden Fliegerfilm sehen will, kommt mit Top Gun: Maverick voll auf seine Kosten. Nachteil: Das Spektakel mit Tom Cruise findet aktuell ausschließlich im Kino statt und kostet im Abendprogramm mit optionalen D-Box Sessel rund 20 Euro. Die obligatorischen Popcorn, Nachos und Biere nicht mal mit eingerechnet. Auch wenn sich der Film lohnt (meiner Meinung nach der beste Film des Jahres bis jetzt) ist man mit dem Asylum Mockbuster Top Gunner buchungstechnisch selbstverständlich wesentlich günstiger dran. Entweder direkt bei Amazon Prime in der Flat aktuell umsonst enthalten oder für nen Fünfer auf Bluray zahlt man hier nur einen Bruchteil gegenüber dem aktuellen Meisterwerk im Kino. Klar ist mit den entsprechenden Abstrichen in Story, Effekten, schauspielerischen Leistungen und Drehbuch muss man rechnen - aber Hey - die Grundidee ist fast die gleiche. Sogar einige Dialoge wurden praktischerweise mehr oder weniger einfach übernommen.
Die Story ist - nunja - noch etwas simpler und hanebüchener als die ohnehin schon nicht besonders anspruchsvolle Story des Originals. Die Story von Top Gunner sieht folgendermaßen aus: Auf einer supergeheimen Trainingsbasis der US Air Force trainiert die Fliegerelite von morgen. Dummerweise notlandet genau dort ein Flugzeug einer ebenfalls supergeheimen Spezial-Einsatztruppe der Air Force. An Bord dieses Flugzeugs (das übrigens ein geheimer Prototyp ist - wer hätte das gedacht) befindet sich ein (natürlich auch streng geheimer!) Biokampfstoff. Doof nur, dass obwohl alles von vorne bis hinten total geheim ist, die Russen von der Biowaffe Wind bekommen haben und nun Jagd auf die Rookies machen. Jetzt liegt es also an den pseudocoolen sowie unfreillig komischen bzw. strunzdummen Nachwuchsfliegern dafür zu sorgen, dass diese Superwaffe nicht in die Hände der Kommunisten gerät. Wie man ahnen kann passt sich die Story wunderbar an den Rest des Filmes an und kratzt damit (wie auch die Effekte und Darsteller) an der unteren Niveau-Grenze des gerade noch zumutbaren Trashs.
Fun Fact: Wie zu erwarten wollte The Asylum pünktlich zur Veröffentlichung von Maverick einen passenden Top Gun Mockbuster herausbringen. Da Maverick aber eigentlich bereits 2020 abgedreht war - und der Kinostart nur wegen der CoVid-19-Pandemie verschoben wurde - lies sich auch The Asylum entsprechend Zeit mit dem Release in Europa. Irgendwann packte sie allerdings die Ungeduld und 2021 (mitten in der Pandemie) erschien das Machwerk im Stream sowie Bluray. Das dies aus guten Gründen keiner so richtig mitbekommen hat ist klar, hielt aber The Asylum nicht davon ab eine Fortsetzung zu produzieren, nachdem Maverick verschoben wurde. Dieser Film - Top Gunner: Shadow Zone wurde in den USA im Zuge der Kinovermarkung von Maverick bereits rausgebracht. Wer entsprechend schmerzbefreit oder abgestumpft von Schlefaz ist, kann sich also auf die eingedeutschte Fortsetzung von Top Gunner 2 freuen. Das Release soll im Spätsommer sein und wird damit vermutlich relativ zeitgleich zur Bluray Veröffentlichung von Maverick anstehen, in der Hoffnung seitens The Asylum das hier irgendeine arme Seele nicht genau hinschaut und sich anstatt Maverick ausversehen Top Gunner 2 im Stream bucht. filmdetails

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