Samstag, 14. Oktober 2023

Filmkritik: Wrong Turn 2: Dead End (2007)

(c)  Constantin Film AG
Gar nicht mal so selten gibt es das Phänomen, dass der zweite Teil einer Filmreihe besser als der erste Teil ist. Oder für viele Fans sogar als bester Film der ganzen Reihe zählt. Aliens gehört zum Beispiel dazu. Oder auch Terminator 2 und Zurück in die Zukunft 2. Ganze Listen findet man hierzu im Internet. Doch bevor jetzt jemand in Euphorie ausbricht: Wir schauen uns heute Wrong Turn 2 an. Ein Film, der definitiv nicht besser ist als das Original - und vielleicht sogar den schwächsten Teil der Reihe darstellt. Zumindest in der ersten Hälfte, doch dazu später mehr.
Wie bei jedem halbwegs (finanziell) erfolgreichen Horrorfilm wurde natürlich auch bei Wrong Turn über eine Fortsetzung nachgedacht. Mit 12 Millionen Dollar Produktionskosten und 28 Millionen Dollar Einnahmen in den Kinos war Teil 1 zwar kein Mega-Erfolg wie ein Freitag der 13. aber immerhin sein Geld wert. Die Zweitvermarktung am Videothekenmarkt war hier nicht einmal mit eingerechnet. Absehbar also, dass diese Marke nicht in der Schublade verstauben durfte. Einen großen Unterschied zu Teil 1 gab es dann allerdings doch: Gestartet ist der Film 2007 dann nicht mehr am risikobehafteten Kinomarkt, sondern im sicheren Hafen Direct-to-Video.
Die Story ist - wie üblich fürs Genre - schnell erklärt: "The Ultimate Survivalist - The Apocalypse" heißt eine neue Survival-Show fürs Pay-TV, bei der sechs Kandidaten für sechs Tage in einem abgelegenen Waldstück in West Virginia ausgesetzt werden. Diverse Fallen wie Bewegungssensoren, welche Alarme auslösen, erschweren den Teilnehmern das "Überleben" in den Wäldern und bedrohen ihr fiktives Leben bzw. entscheiden über das Ausscheiden in der Show. Doch bereits zu Beginn wird deutlich, dass der Name der Show Programm ist und absolut ernst genommen werden sollte: Denn nicht nur die "virtuellen" Fallen der TV-Produzenten haben es auf das Leben der Teilnehmer abgesehen. Bereits bei der Anreise wird die renommierte TV-Persönlichkeit Kimberly Caldwell (sie sollte eigentlich als Star-Kandidatin dabei sein) von den irren Inzuchts-Kannibalen aus Teil 1 attackiert. Selbsterklärend, dass ab jetzt ein Teilnehmer nach dem anderen auf der Liste der Kannibalen steht.
Was macht nun eine gute Fortsetzung eines Films aus? Diese Frage stellten sich die Macher von Wrong Turn 2 offenbar nicht. Weder die Grundidee wurde hier sinnvoll fortgesetzt, noch wurden interessante Charaktere weiterentwickelt (ok, was zugegebenermaßen schwer fallen dürfte, da in Teil 1 ohnehin fast alle sterben mussten). Besonders schwierig macht es der Film den Zuschauer in den ersten 40 Minuten indem es - abgesehen vom spektakulären Tod im Intro - herzlich wenig zu sehen gibt. Ein bisschen Camcorder-Geruckel, ein paar dämliche Dialoge oder gar komplett sinnlose Dialoge. Dann, knapp nach der Hälfte des Films, zieht es an: Die Mordfrequenz wird höher, die Effekte härter und die Atmosphäre düsterer. Ein gut gemachtes Finale entschädigt am Schluss sogar für die erste Hälfte des Films. Zusammengefasst sicherlich kein guter Film - jedoch kurzweilige Unterhaltung, die Komplettisten von Filmreihen nicht auslassen sollten. filmdetails

Dienstag, 26. September 2023

Filmkritik: Wrong Turn (2003)

Anlässlich der letzten Filmbörse in Neu-Isenburg am Wochenende soll an dieser Stelle endlich mal wieder eine Rezension erscheinen. Herhalten wird dafür ein inzwischen fast zum Kult-Klassiker gewordener Backwood-Slasher-Film: Wrong Turn. Da Corona ja mittlerweile vorbei ist bzw. keinen nennenswerten Einfluss auf das öffentliche Leben mehr hat, und damit die Termine von Filmbörsen wieder verlässlich und regelmässig stattfinden, meinte Alexander, dass dies doch DIE Gelegenheit wäre, den Blog aus dem Sommer-/Winterschlaf zu holen. Gesagt, getan: Unsere Liste der Filme, die wir am Wochenende besorgen wollten, war lang. Die Betonung liegt an dieser Stelle jedoch eindeutig auf  wollten - denn die tatsächlich erworbenen Filme waren größtenteils komplett andere als die unserer Liste (immerhin war dafür der eine oder andere Blindkauf dabei). Umso erfreulicher, dass wir immerhin bei der Wrong Turn Complete Collection von Nameless Media fündig wurden. Wobei es mit "Complete" ja immer so eine Sache ist, da tatsächlich schon ein siebter Teil in der Mache ist. Auch das Reboot ist in der Box nicht enthalten. Aber so gesehen dürfte man sich ja niemals Filmboxen holen. Hat ein Film - gerade im Horrorbereich - in irgendeiner Weise das Geld wieder eingespielt (und sei es im Stream oder per Bluray Verkäufe) ist eine Fortsetzung gesetzt. Oder ein Remake. Oder Reboot. Irgendwas kommt immer, was im Grunde ein ungeschriebenes Gesetz ist. Wir schauen uns heute den ersten Teil der Reihe an. Kritiken zu den durchwachsenen Teilen 6 und 5 sowie dem unsäglichen Reboot gab es übrigens bereits auf diesem Blog.

(c) Summit Entertainment, (c) Constantin Film

Wrong Turn von 2003 dürfte nach den eher durchschnittlichen (aber für Horrorfans trotzdem unterhaltsamen) Fortsetzungen mit Abstand der beste Teil der Reihe sein. Interessanterweise hatte die FSK diesen Film damals ungeschnitten ab 16 freigegeben - was angesichts der gebotenen Brutalität sehr ungewöhnlich war. Die Story ist übersichtlich:
Unser Hauptdarsteller, Chris Flynn, ist gerade auf dem Weg zu einem Bewerbungsgespräch, als er in eine Vollsperrung der Interstate gerät. Dummerweise hat er nicht mehr viel Zeit bis zum Termin, weshalb er kurzerhand eine Abkürzung durch den Wald nimmt. Abgelenkt beim Fahren, crasht er auf dem unübersichtlichen Waldweg in das Auto einer kleinen Gruppe Mittzwanziger, welche zuvor auf dem Weg liegen geblieben sind. Wobei "liegen geblieben" etwas untertrieben ist - irgendein Idiot hat doch tatsächlich einen Stacheldraht quer über die Straße gespannt, weshalb gleich mal 2 Reifen dran glauben mussten. Jetzt steht die Gruppe mit dem neu dazugestoßenen Chris nun gleich mit zwei schrottreifen Autos irgendwo im dichten Wald Nordamerikas. Dass es dort keinen Handyempfang gibt ist selbstverständlich obligatorisch. Was nun beginnt kann man sich denken: Der Stacheldraht war selbstverständlich kein Zufall sondern der Plan einer degenerierten Inzuchts-Hillbilly-Gruppe, Touristen zu stoppen um anschließend Jagd auf sie zu machen.
Klar - storytechnisch hat Wrong Turn schon damals nichts neues geboten. Im Prinzip handelt es sich nur um eine weitere Interpretation vom Texas Kettensägen Massaker. Eine Gruppe junger Erwachsener stößt auf irre Bergmenschen. Gleichzeitig ist der Film aber handwerklich derart gut gemacht, dass Wrong Turn nach nunmehr 20 Jahren eindeutig als Genreklassiker gezählt werden darf. Nicht zuletzt die Spezialeffekte von Stan Winston sorgen dafür, dass dieser Film einem lange im Gedächtnis bleibt und es immer wieder Spass macht, ihn aufs neue zu sehen. Die frühen 00er Jahre waren ohnehin eine interessante Zeit: Viele Regisseure experimentierten damals mit noch weitestgehend unausgereiften CGI Effekten. Auch Wrong Turn hat hiervon einige - die aber (und das ist der Unterschied zu einigen anderen Filmen aus der Zeit) sehr gut gelungen sind. Sehr interessant dazu sind die auf der Bluray enthaltenen Extras, in denen auch Stan Winston ausführlich zu Wort kommen kann.
Kurz gesagt: Wrong Turn ist ein rundum gelungener Horrorfilm, der jedem Fan des Genres uneingeschränkt empfohlen werden kann. Sollte irgendjemand den Film noch nicht kennen, kann er es hiermit nachholen. Und alle anderen können den Film ruhig noch ein zweites mal sehen. Oder ein drittes mal. Oder viertes...  filmdetails

Donnerstag, 23. März 2023

Filmkritik: Orphan: First Kill (2022)

(c) StudioCanal

Orphan von 2009 sollte eigentlich jeder Horrorfilm-Fan kennen und ist - obwohl gar nicht mal so alt - schon fast ein neuer Klassiker im Genre. Umso erstaunlicher, dass es 13 Jahre gedauert hat, bis er endlich eine Fortsetzung spendiert bekommen hat. Gerade im Horrorgenre dauert es in der Regel nur wenige Jahre bis eine Fortsetzung kommt (sofern natürlich der erste Teil genügend Geld in die Kassen gespielt hat). Nicht selten entstehen Filmreihen mit 5 oder mehr Filmen wie Saw, The Purge, Halloween, oder Wrong Turn - die Liste ist lang. Über die Qualität der Fortzsetzungen kann man sich zwar oft streiten, solange aber die Zuschauer im Kino oder Stream es schauen und es Fans dicker Filmboxen gibt, stehen Prequels, Sequels oder Reboots selten etwas im Weg.
Das Orphan 2009 sogut ankam lag nicht nur daran, dass die Story erfrischend anders war als bei den gängigen Filmen zur der Zeit (Thema: Dämonen, Zombies), sondern vor allem an der beim Filmdreh erst 10 Jahre alten Isabelle Fuhrman die eine für ihr Alter überragende schauspielerische Leistung abgeliefert hatte.
An dieser Stelle eine Warnung: Der zweite Teil Orphan: First Kill - um den es hier geht - spielt zeitlich gesehen vor dem Eingangs erwähnten ersten Teil. Dadurch kann es folglicherweise zu Spoilern von Teil 1 kommen. Wer Teil 1 noch nicht gesehen hat, sollte an dieser Stelle am besten abbrechen und direkt den Film sehen.
Wir schreiben das Jahr 2007: Irgendwo in Estland, weit Abseits der Zivilisation, steht eine Nervenheilanstalt für Schwerverbrecher. Untergebracht ist dort auch Leena, eine 31 Jährige Frau. Neben ihrer unnatürlichen Agressionen leidet Leena an einer seltenen Drüsenkrankheit, welche dafür sorgt, dass sie sich trotz ihres Alters noch im Körper eines Kindes befindet. Diese Kombination führt dazu, was kommen muss: Klar unterschätzt bahnt Leena sich mit Gewalt den Weg aus der Nervenheilanstalt in die Freiheit. Über eine Täuschung gelangt Sie kurz darauf schon in die USA und nimmt die Identität der kleinen Esther an, einem seit einigen Jahren verschwundenen Kind. Nichts ahnend nehmen die vermeintlichen Eltern die kleine Esther (so ihr neuer Name) in die Familie auf. Als es vermehrt zu unerwarteten Todesfällen im Familienumfeld kommt ahnt zunächst nur ihr neuer Bruder, mit wem die Familie es hier zu tun hat.
Obwohl man über weite Strecken gut unterhalten wird, merkt man beim Ansehen relativ schnell die zwei Hauptprobleme des Filmes. Erstens, dass Isabelle Fuhrman (die in Wirklichlichkeit gottseidank nicht an so einer Drüsen-Krankheit leidet, welche sie optisch nicht altern lässt) wesentlich älter als im ersten Teil ist, nämlich 13 Jahre und damit 23 Jahre. Nicht wirklich alt, aber trotz spezieller Filter, Kameraperspektiven usw. wirkt sie eben alles andere aber nicht mehr wie sieben Jahre. Sieben Jahre deshalb, weil das Prequel nochmals zwei Jahre vor Orphan spielt, wo Esther neun Jahre alt ist. Rechnet man nicht nach und akzeptiert es einfach, kann man über diesen Kritikpunkt jedoch hinwegsehen, da Fuhrman immer noch eine sehr gute Schauspielerin ist und perfekt auf diese Rolle passt. Und bevor die Frage aufkommt, wieso die Produzenten ein Prequel einer Fortzsetzung vorgezogen haben, wo Esther auch im Film älter wäre: ACHTUNG SPOILER: Sie ist im Teil 1 gestorben, weshalb es ohne Michael Myers Kräfte unmöglich wäre eine plausible Story für eine Fortsetzung zu entwickeln.
Der zweite Kritikpunkt bezieht sich auf die Story des Filmes - zumindest am Anfang. Bis knapp zur ersten Hälfte schienen mir fast alle Handlungen der Charaktere absolut vorausschaubar. Die Kehrtwende gibt es dann aber ganz nach Lehr-Drehbuch exakt nach einer Stunde. Was hier genau passiert wird an dieser Stelle natürlich nicht erzählt, es sei jedoch gesagt, dass der Film ab diesen Moment noch einmal richtig unterhaltsam wird.
Zusammenfast lässt mich der Film etwas gespalten zurück: Auf der einen Seite ist technisch natürlich alles richtig gemacht. Neben der schon mehrmals erwähnten Fuhrman spielen auch die anderen Schauspieler - darunter Rossif Sutherland - Sohn von Donald Sutherland - überzeugend ihre Rollen. Neben der Anfangs vorausschaubaren Story sind es auch einige Spezialeffekte die einen etwas irritiert zurücklassen. Beispielsweise ist Esther nach jedem Angriff auf einen anderen Menschen (egal mit welcher Waffe) komplett blutbespritzt. Dies sind Szenen, wo man sich nicht sicher ist, ob der Film bewusst trashig sein will oder ob dies gruselig wirken soll. Schaut man über solche Kleinigkeiten hinweg bleibt allerdings ein gut gemachter - knapp überdurchnittlicher Horrorfilm -  der allerdings Teil 1 niemals das Wasser reichen kann. Dafür das 13 Jahre vergangen sind hätte man sich etwas mehr erhofft. Meinz Fazit stabile 6/10 und zum einmaligen Ansehen für Fans von Teil 1 auf jeden Fall geeignet. filmdetails

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