Donnerstag, 28. Juni 2018

Filmkritik: Death Wish (2018)

(c) Universum Film GmbH
Die Wahrheit ist: Ein Film ist ein Film. Ein Film ist Fiktion. Und egal welches Genre - abgesehen von Dokumentationen oder einer Biografie bildet ein Film fast immer fiktionale Geschichten ab. Und der Zuschauer schaut dies in den meisten Fällen genau aus diesem Grund: Ob The Fast and the Furious oder Der Herr der Ringe - der Zuschauer ist kein Hobbyrennfahrer oder Hobbit - auch wenn er sich ein paar Stunden mit diesen Rollen identifizieren wird. Nach spätesten drei Stunden lang hat einen der Alltag wieder eingeholt. Und genau das ist der Grund, weshalb Filme oftmals - oder eigentlich immer - Sachen zeigt, die man selbst nicht erlebt oder meistens auch gar nicht erleben will. Nicht anders ist es bei Death Wish - dem Remake von Ein Mann sieht Rot (original Titel ebenfalls Death Wish). Einem knallharten Selbstjustiz Thriller mit Charles Bronson. Doch wie zu erwarten ist das Remake heute ein Skandal für das sich der Regisseur rechtfertigen muss. Wie kann man nur? Ein Plädoyer für Selbstjustiz! Genau das selbe geschah bereits vor über 40 Jahren und war natürlich auch damals ein Skandal. Nur in wenigen Genres ist es so auffällig, wie die Meinung der Zuschauer mit der der Kritiker auseinanderdriftet: Trailer Bewertung bei Youtube: Über 95 Prozent positive Stimmen. Bewertung bei imdb: Etwas überdurchschnittliche 6.4 von 10 Punkten, was Eli Roth eine seine besten Regie-Bewertungen bereitet. Rotten Tomatoes: 17 von 100 Punkten - eine desaströse Wertung. Rotten Tomatoes stellt aber den Durchschnitt der Kritiker Wertung dar. Wie kann es dazu kommen?
Paul Kersey ist das Abziehbild eines weißen Mannes der den amerikanischen Traum lebt: Arzt, gebildet, Frau, eine Tochter die gerade zur Uni zugelassen wurde und ein großes Eigenheim. Alles läuft scheinbar perfekt - bis zu dem Tag, als ein Gangsterbande in der Abwesenheit von Kersey bei einem fehlgeschlagenen Einbruch seine Familie brutal überfällt. Die Polizeiarbeit zur Aufklärung läuft allerdings schleppend, da die Cops aufgrund der hohen Kriminalitätsrate aktuell komplett überlastet ist. Durch einen Zufall kommt Kersey - der bis jetzt Konflikten eher aus dem Weg gegangen ist - an eine Waffe. Kein Zufall ist es, dass sich Kersey im nächsten Schritt auf den dunklen Pfad der Selbstjustiz begibt und die Aufklärung des Falles selbst in die Hand nimmt.
Wow - nur selten gibt es Filme mit so extremen Differenzen zwischen Publikum und Kritikern. Während bei Youtube und imdb vor allem von normalen Zuschauern bewertet wird, ist es bei Rotten Tomatoes eine durchnittliche Kritiker Wertung. Von Magazinen, Websites und Leuten die sich selbst irgendwie als Kritiker berufen fühlen.
Auffällig ist, dass diese Wertung - unabhängig von dem Unterhaltungswert des Filmes - jedoch vor allem politisch korrekt sein wollen, was man in den Zeiten von #metoo durchaus verstehen kann. Ein falsches Wort geschrieben und der nächste Shitstorm zieht schneller auf, als ein Sommer-Gewitter. Da der Film auf alles scheißt, was politisch korrekt ist, kann - und wird - vielen Leuten jedoch nicht so richtig gefallen: Der Zuschauer wird nämlich alles andere als an die Hand genommen. Er musste sich sein eigenes Bild machen. Ein wenig sieht man hier parallelen zum ersten Starship Troopers von vor etwa 20 Jahren: Zunächst wurde der Film von den Kritikern verachtet. Er sei gewaltverherrlichend und würde faschistische Regime verherrlichen. Die meisten Fans liebten den Film jedoch von Anfang an - und sahen diverse Anspielungen und die satirische Komponenten - welche den den meisten Profi-Kritikern wohl komplett entgangen sind. Jahre hat es gedauert, bis die gebildete Mittelschicht begriffen hat, dass es um weit mehr ging. Offenbar sehr ähnlich verhält es sich gerade mit dem Remake von Death Wish: Genau wie das Original muss der Film sich rechtfertigen. Sogar der Regisseur muss sich rechtfertigen. Er muss liefern. Warum und wieso entwickelt sich die Story so, wie sie sich entwickelt? Oder wurde Eli Roth gar von der NRA (des nationale Schusswaffen Verband der USA) gesponsored?
Und genau an dieser Stelle wiederholt sich die Geschichte: Wie vor 40 Jahren ist es die Sache des mündigen Zuschauers die Handlung selbst einzuordnen. Der Film zeigt nur die Geschehnisse, die - nach aktueller Lage - nicht einmal abwegig erscheinen. Nur in die gewünschte Wohlfühlwelt einiger Kritiker passt dies jedoch überhaupt nicht. Ein weißer Mann über 50 rastet aus und rächt seine Familie. Einige Opfer sind schwarze bzw. Latinos. Eine "Powerfrau" in dem Sinn gibt es nicht - sondern nur die Ehefrau und Tochter, die beschützt werden sollten. Gewaltätige Aktionen werden nicht direkt hinterfragt, sondern die Bewertung frecherweise komplett auf den Zuschauer übertragen. Ein Film wo man sich Gedanken machen kann. Das ganze aber immer wieder mit ironischen Untertönen (z. B. wenn im Waffenladen es zur Flinte gleich den passenden Beistelltisch gibt) versetzt. Wie kann man nur politisch so verdammt unkorrekt sein und es dazu noch wagen bei einem Actionfilm die Einordnung was richtig oder falsch ist dem Zuschauer gar selbst zu überlassen?
Und genau an dieser Stelle hat es Eli Roth mit einer guten - wenn auch nicht exzellenten - Regie wieder einmal geschafft: Er ist im Gespräch. Vor 15 Jahren war es Hostel, wo Roth genau wusste welche Knöpfe des Feuilletons er drücken muss. Damals war es die überzeichnete Gewalt. Und heute macht er offenbar wieder alles richtig. Ein etwas überdurchschnittlicher Film - mit hohen Unterhaltungswert und viel Action - bekommt durch die politische Brisanz einen Schub, welchen er aus alleinigen Antrieb niemals erreicht hätte. Ein guter Film, der sich sehr gut inzeniert und über den geredet wird. Zusammengefasst ein absoluter Filmtipp für Fans des klassischen Actionkinos. filmdetails

Donnerstag, 7. Juni 2018

Filmkritik: Vampyros Lesbos – Die Erbin des Dracula (1971)

(c) ELEA-Media
Das der Regisseur Jesus Franco heißt, ist bei so einem Filmtitel nicht unbedingt unerwartet: Immerhin handelt es sich hier um eine erotische Neuauflage von Bram Stokers alltime Klassikers. Erotisch insofern, als das, was man Anfang der 70iger Jahre für erotisch hielt im Film. Also ein paar Brüste - und ansonsten ein eher plumper Softporno mit Vampiren. Und damit wäre der Bogen zu Jesus Franco wieder hergestellt: Wenn es nämlich um kinotauglichen Softsex ging (und ab und zu auch mal Hardcore Varianten für den VHS Markt) kamen Produzenten um Franco ohnehin nicht herum. Kommerziell gesehen war Franco immer ein Garant. Und so auch hier, wo Franco auch direkt sein Drehbuch beisteuern durfte. Nun ja, soviel zur Vorgeschichte.
Die Geschichte des Filmes ist - wie erwähnt - im Prinzip die klassische Dracula Geschichte. Einziger Unterschied: Alle relevanten Personen wurden durch Frauen ausgetauscht, die alle Nase lang sich frei machen. Linda (welche die Rolle des Jonathan Harker übernimmt), hat seit Monaten immer wieder den selben Traum: Eine attraktive Frau umwirbt und verführt sie. Ein Ruf aus dem Nichts, wie Linda es später selbst nennt. Ohne es genau zu wissen wieso, macht sich Linda auf den Weg die Frau zu suchen. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei der geheimnisvollen Frau um eine Gräfin, die das Blut junger Frauen zum Leben benötigt. Angekommen auf deren Schloss wird Linda in allerlei erotische Eskapaden verwickelt.
Viel eigenes hat Franco zu der Story nicht beigetragen. Die meiste Zeit orientiert sich der Film tatsächlich sehr stark an der Vorgabe. Dies hat Vor- und Nachteile: Der Vorteil ist ganz klar, dass man hier einmal einen Jesus Franco Film sieht, der eine wirklich gute Story liefert. Auch wenn dies natürlich keine Eigenleistung von Franco darstellt. Der Nachteil des Filmes: Der jämmerliche Rest. Auch wenn die Darstellerinnen und Darsteller durchaus glaubwürdig sind, macht sich schnell Langweile breit. Die Darstellerinnen fingern sich von Szene zu Szene. Nennenswerten Plottwists - welche die Eigenleistung von Franco unterstreichen könnten - oder ähnliches sucht man vergeblich. Auch sonst ist der Film relativ langatmig und zu untrashig, um als wirklicher Unterhaltungsmüll zu zählen. Die meisten Zeit passiert nämlich, bis auf ein paar Befingerungen der Gräfin (untermalt mit dem obligatorischen 70iger Synthesizer Gedudel)- fast nichts. Sogar die Spieldauer von 89 Minuten kommt einen fast unerträglich lang vor. Wer schon so ziemlich alles gesehen hat, kann hier einen Blick wagen. Für alle anderen: Es gibt wesentlich unterhaltsamen Schund von Franco den man gesehen haben sollte, bevor man sich Vampyros Lebos ansehen sollte. filmdetails
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