Montag, 31. Dezember 2012

Filmkritik: The Big Doll House (1971)

(c) New World Pictures
Es gibt einige Filme, bei denen würden die meisten Menschen vermutlich nur verschämt zugeben, sie überhaupt zu kennen - geschweige denn gesehen zu haben. Einer dieser Filme ist mit Sicherheit The Big Doll House - zu Deutsch Das große Puppenhaus. Ob es überhaupt einen offiziellen Deutschen Titel gibt, weiß ich gar nicht - falls jemand Infos hat, immer her damit :-) Zuzuordnen ist dieser Grindhouse-Streifen am ehesten dem Subgenre des Women in Prison vermischt mit ein wenig Blaxploitation. Ein Film der also vermutlich schon im Videothekenverleih, irgendwo in den hintersten Regalen stand.
Wer sich aber zum Beispiel für Tarantino und seine Filme interessiert wird zumindest nicht um Pam Grier drum herum kommen und kann hier sehen, wo sich Tarantino unter anderem hat inspirieren lassen. Dabei geht es nicht nur um filmische Ideen sondern auch um Schauspieler: Neben Pam Grier spielt auch Sid Haig in The Big Doll House mit - beide sind über 20 Jahre später in Tarantinos Jackie Brown zu sehen. Sid Haig dürfte den meisten eher bekannt sein, als der verrückte Clown aus Rob Zombies Haus der tausend Leichen.
Produziert wurde das Trashspektakel damals von Roger Corman - der interessanterweiße nicht einmal im Titel erwähnt wir: Vielleicht war dieser Film sogar ihm damals zu heikel und er hatte Angst das sein Name mit einem Women in Prison Film in Verbindung gebracht werden könnte. Und das muss schon was heißen: Auch damals hat man Roger Cormans Namen sicher nicht in einem Atemzug mit cineastischen Meisterwerken genannt.
Die Story... oder, naja, die Handlung ist.... ist Nebensache. Ein paar - offenbar amerikanische Frauen - kommen in ein Frauengefängnis auf die Philippinen. Die Gründe für ihr dortigen Zwangsurlaub kommen nach und nach ans Licht. Die eine hat zum Beispiel ihr Kind umgebracht, wärend eine andere eine normale Mörderin ist. Die üblichen Dinge halt. Warum sie aber nicht in den USA ins Gefängnis kommen sondern in einem mehrere tausend Kilometer entfernten Land unterkommen ist mir offenbar genauso entgangen wie die Tatsache, wie es zu schaffen ist in so einer Umgebung immer perfekt geschminkt und gestyled zu sein.
Die Frage, ob es sich dabei um einen guten Film handelt erübrigt sich wohl im Ansatz. Im Prinzip ist natürlich schon das komplette Women in Prison Subgenre des Exploitationfilmes mehr als fragwürdig. Auch wenn es hier tatsächlich in Sachen Mißhandlungen oder gar Vergewaltigungen nicht hart zur Sache geht, ist dieser Film schon in der Basis alles andere als politisch korrekt. Die meisten Frauen werden mehr oder weniger als Objekte dargestellt die eigentlich nur die Wünsche Essen, Freiheit und Sex haben. Teilweise auch in anderer Reihenfolge. Auch Hauptcharakter Grear - gespielt von Pam Grier (welch Wortspiel) - hebt sich da nicht wirklich von ab. Gerechterweise muss man aber anmerken, dass auch die Männer (sehr viele spielen hier ohnehin nicht mit) genauso primitiv dargestellt werden. Dem damaligen Publikum hat es aber offenbar gefallen: Die Kasse hat geklingelt und nur ein Jahr später kam die Quasi-Fortsetzung The Big Bird Cage - ebenfalls von Regisseur Jack Hill, produziert von Corman und mit Pam Grier - in die Kinos. Grindhouse-Fans und Interessierte, die wissen wollen was Tarantino vor seiner Karriere alles selbst gesehen hat, kann man diesen Film empfehlen. Nicht zuletzt ist dieser Film auch noch recht zahm was die Gewalt angeht, verglichen mit diversen weiteren Filmen, welche die Jahre darauf in diesem Genre folgten. filmdetails

Dienstag, 25. Dezember 2012

Filmkritik: Resident Evil: Damnation (2012)


(c) Capcom
Es ist interessant zu sehen, wie die animierten Filme zu Resident Evil die realen qualitativ abhängen. Während die Paul W. Anderson-Verwurstung (Rezension folgt) sich im Prinzip nur um Alice dreht, wird hier Geschichte erzählt, in der Leon S. Kennedy die Hauptfigur ist. Auch wenn ich die Resident Evil Spiele meistens nur am Rande mitbekommen habe, gefällt mir, dass dieser Film genau wie der Vorgänger Degeneration im selben Universum wie die Videospielreihe spielt.
Zur Story: Nachdem das System in der Sowjetunion zusammengestürzt ist und Russland in immer mehr autonome Staaten zerfällt breitet sich in diesen der Kapitalismus aus. Dieser bewirkt, dass es eine immer größere Kluft zwischen Arm und Reich gibt. Die dadurch enstandenen Aufstände und Bürgerkriege gehen meist sehr blutig aus. Leon S. Kennedy wird daraufhin in eines dieser Länder geschickt um zu untersuchen, inwiefern BOWs (Biologisch-Organische-Waffen) bei diesen Kämpfen eingesetzt werden. Nachdem während seiner Untersuchung ursplötzlich vom Pentagon die Anweisung zum Rückzug kommt, forscht er auf eigene Faust weiter und stößt auf ein unheimliches Geheimnis.
Ohne zuviel vorneweg zu nehmen - dieser Film macht alles besser als der Streifen von Anderson. Nicht nur, dass der Film in derselben Welt wie die Spiele angesiedelt ist - auch stilistisch ist er sehr viel näher an den Vorlagen dran. Obwohl der Film komplett computeranimiert ist, wirkt er wesentlich ernster und erwachsener als die Realverfilmung. Horror wird oft zunächst nur angedeutet bevor er gnadenlos zuschlägt. Es gibt kein Dauerfeuer an Action. Wenn sie aber kommt - was vor allem in der zweiten Hälfte der Fall ist - ist sie durchdacht und trägt die Story vorran. Dies steht dabei im absoluten Kontrast zum Kinofilm, bei dem die Action meist nur Selbstzweck war bzw. aufgesetzte 3D-Effekte dem Zuschauer quasi aufgedrängt wurden. Zu guterletzt haben die computeranimierten Charaktere auch nicht diese zwangsaufgesetzte Coolness wie die echten Schauspieler. Die grenzt schon fast an Ironie: Ein animierter Film mit Computerfiguren schlägt auf Schauspielebene einen echten Film. Zusammengefaßt kann man wohl behaupten, dass dieser Film die Resident Evil Atmosphäre sehr gut einfängt. Ein Hardcorefan der Spiele wird zwar auch hier natürlich viele Fehler, Ungereimtheiten usw. finden. Im Vergleich zu Andersons Werk ist dies aber ein Film, der einem den Glauben an gute Resident Evil Filme wiedergeben kann. filmdetails

Freitag, 14. Dezember 2012

Filmkritik: Lady Snowblood (1973)

US DVD Cover
Japan 1873: Das Land lebt kurz nach dem Ende der Edo-Ära in einem Gefühl diffuser Angst von der westlichen Welt wirtschaftlich sowie militärisch abgehängt zu werden. In einer Aktion um Japan - zumindest militärisch - zu Stärken erlies der Staat dafür das Gesetz zur allgemeinen Wehrpflicht. Dies soll alle männlichen Einwohner mit 16 Jahren zur Registrierung und alle mit 20 Jahre zur Einberufung verpflichten. Diesen Erlass, der in der Bevölkerung großen Widerstand erfährt, nutzen ein paar skrupelose Gangster aus: Sie lassen arme Bauern ihre Kinder von der Wehrpflicht freikaufen und verschwinden daraufhin mit dem Geld. Durch eine vorgeschobene Verwechslung wird von dieser Bande eine Junge Familie getötet, einzig die Mutter wird am Leben gelassen. Nachdem sie für die späte Blutrache an einen der Gangster zum Gefängnis verurteilt wird, bringt sie dort ihr Kind Yuki, ein Mädchen, auf die Welt. Ihre Tochter soll nach dem Wunsch der Mutter - die bei ihrer Geburt stirbt - im Leben nur eines tun: Den Tod ihrer Familie rächen. Yuki wird in den folgenden Jahren zu einer Kämpferin ausgebildet die sich sytematisch jeglichen menschlichen Gefühlen wie Zorn, Liebe oder Angst entledigt. Nach 20 Jahren harter Ausbildung macht sie sich darauf in einem unbarmherzigen Rachefeldzug die Peiniger ihrer Mutter zu finden und zu töten.
Wer bei Lady Snowblood eine Anspruchsvolle Geschichte sucht sollte natürlich besser andere Filme schauen. Wie bei vielen - gerade japanischen - Filme aus dieser Zeit geht es bei Lady Snowblood vor allem um die Inzenierung und nicht um die Story ansich. Grindhouse - oder gar Exploitation - auf hohem Niveau sozusagen. Dies ist in diesem Fall dafür auf ganzer Linie gelungen. In Bildern die teilweise einem Manga entsprungen sein könnten (bzw. auch sind) wird ein gewaltiges Epos über Moral und Rache gezeichnet. Dabei fallen einem immer wieder die beiden namengebenen Farben des Filmes Weiß (für Schnee) und Rot (für Blut) ins Auge. Während Yuki, gespielt von Meiko Kaji, meistens die Farbe Weiß trägt, präsentieren sich die Kontrahenten oftmals in Blutrot. Auch die düsteren Gefängnisszenen sind in einem tiefen Rot gezeichnet, während der im Rückblick zu sehende Vater von Yuki hingegen komplett weiß gekleidet ist. Tragischerweise war sogar aber genau diese Tatsache der Auslöser für seinen Tod. Somit hat die vermeintlich harmlose Farbe Weiß das Blutbad und somit den folgenden Rachefeldzug überhaupt erst ausgelöst. Erst nach mehrmaligen Anschauen wird einem bewusst, auf wievielen Ebenen und mit wievielen kleinen Details Regisseur Toshiya Fujita gearbeitet hat.
Die Komplexität der dort geschaffenen Bilder, die ironischerweise auf den ersten Blick meistens fast simpel wirken, sind sicher einer der Hauptgründe, wieso Tarantino Shurayuki-hime - so der Originaltitel - als einer der Inspirationen für Kill Bill vol. 1 gedient hat. Von der Geschichte der Frau die Rache nimmt, über die Einteilung in Kapitel bis hin zum Finale im Schnee gibt es immer wieder punktuell Dinge zu sehen, die sich Tarantino zur Vorlage genommen hat.
Gesehen habe ich den Film auf einer Rapideyemovies Presse-DVD, die ich vor Jahren durch Zufall bekam - inzwischen gibt es den Film bei Amazon auch zu kaufen, jedoch auch da nur Original mit Untertitel. Dies sollte aber für jeden Interessierten kein Ausschlusskriterium sein. filmdetails
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