Montag, 19. April 2010

Filmkritik: Hard Candy (2005)

Über einen Film wie Hard Candy zu schreiben ist nicht leicht, da dies sicher so schwierig ist, wie den Film zu sehen. Hard Candy ist alles andere als leichte Unterhaltung und hinterlässt beim Zuschauer gemischte Gefühle. War das richtig, was man zu sehen bekommen hat? Sind die Charaktere gut oder böse? Welcher Charakter handelt richtig - oder tut es überhaupt einer der Anwesenden?
Der Film wirft eine Menge Fragen auf. Fragen über Rache, Ethik, Moral und die daraus entstandenen Handlungen. Ein durchwegs komplizierter Film - und das, obwohl die Story relativ kurz erzählt ist: Hayley (Ellen Page) ist ein 14 Jähriges Mädchen, welches über Internet den weitaus älteren Modell-Fotograf Jeff (Patrick Wilson) kennenlernt. Dieser versucht sich schon seit längere Zeit über Chatrooms an Hayley heranzumachen. Nach einiger Zeit treffen sich die Beiden schließlich das erste mal in der realen Welt und landen schon kurz darauf bei Jeff in der Wohnung. Doch dort kommt alles anders, als man erwarten würde: Hayley ist offenbar nicht das unschuldige hilfloses Mädchen, welches Jeff erwartet hat. Nach und nach bereitet sie Jeff einen nicht enden wollenden Horrortrip. Mit der Zeit kommen Fragen auf: Wer ist Hayley? Wer genau ist Jeff und was will er von Hayley? War es Zufall, dass er genau sie getroffen hat? Und wer ist hier das Opfer und wer der Täter?
All diese Fragen werden tatsächlich mehr oder weniger beantwortet. An der Stelle auch eine Entwarnung für Zuschauer, die offene Enden bei Filmen hassen: hier wird alles aufgeklärt. Was jedoch nicht aufgeklärt wird ist, ob das Handeln der Charaktere richtig oder falsch ist. Und genau dort an der Stelle ist der Zuschauer gefragt, der sich letztendlich seine eigene Meinung bilden muss.

Ganz besonders hervorzuheben ist die schauspielerische Leistung von Ellen Page und Patrick Wilson, die sich über 100 Minuten lang ein knallhartes Psychoduell liefern. Auch die Tatsache, dass der Film - abgesehen von der ersten Szene - nur in der Wohnung von Jeff spielt - zeichnet Hard Candy aus. Zeitweise erinnert dieses Kammerspiel fast an Meisterwerke wie Cocktail für eine Leiche von Hitchcock oder Tarantinos Reservoir Dogs. David Slade hat mit seinem Filmdebüt ganze Arbeit geleistet, an die er mit dem Vampirthriller 30 Days of Night leider nicht ganz anknüpfen konnte. Bleibt abzuwarten ob er nach seinem dritten großen Projekt (Twilight 3) sich wieder auf weniger phantastische Filme besinnt, die ihm scheinbar doch mehr liegen. Hard Candy ist dafür der beste Beweis.

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