Dienstag, 26. April 2011

Filmkritik: Faust - Eine deutsche Volkssage (1926)

Als aktuellen Filmtipp kann man Faust - Eine deutsche Volkssage sicher nicht bezeichnen: fast 90 Jahre hat der Film inzwischen auf dem Buckel. Trotzdem - oder gerade deswegen - sollte zwischen all den neuen Filmen aber auch einmal ein richtig alter Film rezensiert werden. Deshalb an dieser Stelle eine Filmvorstellung eines etwas ungewöhnlichen Films.
Jeder Mensch hat den freien Willen gut oder böse zu sein. Darum geht es in der Wette, die Erzengel Michael und der teuflische Mephisto abschließen. Wer von den beiden den Gelehrten Faust auf seine Seite bringen kann, der hat gewonnen. Als in der Stadt die Pest ausbricht und Faust kein Gegenmittel hat, stößt er zufällig auf ein mysteriöses Buch. Mit dessem Hilfe gelingt es ihm Mephisto anzurufen, der ihm unendliche Macht verspricht. Um diese zu bekommen, muss er jedoch einen Pakt mit dem Teufel eingehen. Mit der guten Absicht mit Hilfe der erlangten Macht den Leuten in der Stadt ein Heilmittel für die Krankheit zu bringen wird Faust jedoch immer tiefer in den Sog des Bösen gezogen. Eine Medizin für die Pest gefunden zu haben reicht ihm bald nicht mehr: Faust will mehr. Als nächstes will wieder seine Jugend zurück. Das dies nicht gut gehen kann, stellt sich bei einem Besuch in seiner Heimatstadt bald heraus.

Faust ist nach Tabu - A Story of the South Seas und Nosferatu der dritte F. W. Murnau Film, den ich überhaupt gesehen habe. Dabei war er gleichzeitig auch der letzte Film, den Murnau in Deutschland gedreht hat und ist - meiner Meinung nach - sogar noch ein ticken besser als der bereits geniale Nosferatu. Bei diesem hat mich persönlich an manchen Stellen das Overacting der Schauspieler gestört, was hier weitaus dezenter von statten geht. Vergleichbar mit einem Tonfilm ist es natürlich nicht, weil bei einem Stummfilm es nun einmal im Prinzip der Sache liegt, dass fast alles über die Mimik und Körpersprache laufen muss. Trotzdem wirken die Darsteller insgesamt aber vertrauter mit der Technik und Murnaus Kamera konzentriert sich nicht allzusehr auf die Akteure ansich. Besonders hervorzuheben sind auch die Spezialeffekte wie Doppelbelichtungen, geschickte Beleuchtung oder der großartige Bühnenbau. Das Murnau seiner Zeit voraus war wird einem immer wieder bewusst, wenn man sieht, was er mit - nach heutigen Maßstäben sehr primitiven Filmtechnik - damals geschaffen hat. Faust ist aber nicht nur aus historischer Sicht ein Meisterwerk: Auch Unterhaltungstechnisch kann er locker mit vielen aktuellen Werken mithalten. Einzig die altedeutsche Schrift auf den Texttafeln strengt das Lesen doch etwas an. Jeder der sich für Filme abseits des Mainstreams interessiert sei Faust deshalb dringenstens empohlen. filmdetails

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