Sonntag, 16. Juni 2013

Filmkritik: The Dentist (1996)

Das Zahnweh, subjektiv genommen, ist ohne Zweifel unwillkommen;
doch hat's die gute Eigenschaft, dass sich dabei die Lebenskraft,
die man nach außen oft verschwendet, auf einen Punkt nach innen wendet.
(Auszug aus „Zahnweh“ von Wilhelm Busch)


Originalcover: (c)  Trimark Pictures
Zu Zeiten von Wilhelm Busch war die zahnärztliche Behandlung noch eine ganz andere und vor allem wesentlich unangenehmer als heute. Dennoch wurden Ärzte bestimmt auch vor 100 Jahren schon in die zwei allgemein bekannten Kategorien unterteilen: Die, die in voller Sorge um die Gesundheit ihrer Patienten doch nur helfen möchten – und trotzdem zögert man gerne, gerade wenn es um die Gesundheitsvorsorge geht, die notwendigen Termine so weit hinaus bis es weh tut und der Gang zum Doktor schlussendlich unausweichlich wird.
Sowie die Kategorie Arzt die ganz und gar nicht in Sorge um die Gesundheit ihrer Patienten zum Operationsbesteck greifen: Ärzte die selbst krank sind und einer dringenden geistigen Untersuchung bedürfen. Ein solcher Arzt ist Dr. Alan Feinstone, der als Dentist gutes Geld verdient und ein luxuriöses Leben mit seiner Frau Brooke führen kann. Am gemeinsamen Hochzeitstag möchte er sie überraschen – allerdings kommt sie ihm zuvor: Eine Überraschung zweifelhafter Bedeutung bekommt Alan präsentiert, als er seine Frau zufällig beobachtet, wie sie den Poolboy „verwöhnt“. Blinder Hass macht sich bei ihm breit und er erscheint stundenlang nicht in seiner Praxis während sich das Wartezimmer immer weiter füllt. Er greift zur Pistole und verfolgt den Poolboy zur Nachbarin Paula. Auch mit dieser lässt er sich ein – Alan erkennt eine Systematik. Er schleicht um ihr Haus und wird plötzlich von einem Wachhund angefallen den er direkt erschießt.
In der Praxis angekommen, ist er gedanklich abwesend und verletzt einen kleinen Jungen während der Behandlung so sehr, dass dieser stark aus dem Mund zu bluten beginnt. Bei jeder Behandlung ereilen ihn Wahnvorstellungen von faulen und fleckigen Zähnen die unmittelbar behandelt werden müssen obwohl eigentlich keine Veranlassung dafür vorliegt. In der nächsten Patientin erkennt er seine fremdgehende Frau wieder – er setzt sie mit Lachgas unter Narkose und vergreift sich an ihr. Neben seinen Problemen im Eheleben und dem ganzen Stress in der Praxis ist ihm auch noch die Finanzbehörde auf der Spur die ihm Mister Goldblum in den Nacken setzt. Goldblum ist käuflich und verspricht Alan hier und da mal ein Auge zuzudrücken wenn er ihn im Gegenzug kostenlos zahnärztlich behandelt. Während die Zahnarzthelferinnen immer mehr spüren, dass etwas mit ihrem Chef ganz und gar nicht in Ordnung ist, setzt Alan den Plan in die Tat um, das „Problem“ Mister Goldblum auf seine ganz eigene Art zu lösen: Auf brutalste Weise erhält er seine Behandlung.
Jetzt beginnt sich das Karussell zu drehen: Ein Mord folgt dem nächsten. Zwei Zahnarzthelferinnen verlieren ihr Leben, seiner Ex-Frau zieht er im schönsten aller Behandlungszimmer sämtliche Zähne und schneidet ihr die Zunge ab. Auch der Poolboy hat keine große Lebenserwartung: Mit einem Messer wird er hingerichtet.
Der kleinen Sarah, die sich seit mehr als 2 Jahren darauf freut endlich die feste Zahnspange abgenommen zu bekommen, hält er seine Pistole entgegen. Doch Sarah kann fliehen und versteckt sich erst in einem Wandschrank mit Leiche, wird dann von Alan aber doch geschnappt. Als sie ihm verspricht mindestens dreimal am Tag die Zähne zu putzen und auf Süßigkeiten zu verzichten, lässt er von ihr ab und flieht aus der Praxis. Im Theatergebäude nebenan fällt er von Wahnvorstellungen getrieben auf die Knie und wird von der Polizei festgenommen. Dr. Alan Feinstone wird in die Psychiatrie verbracht.
The Dentist, 1996 von Stuart Gordon und Dennis Paoli geschrieben, wurde im selben Jahr von Brian Yuzna verfilmt. Genau 11 Jahre nachdem das erfolgreiche Gordon/Yuzna Gespann den Film um einen weiteren verrückten Arzt produzierten: Dr. West aus Re-Animator. Drei Dinge haben mir an The Dentist besonders gut gefallen: Der logische Handlungsstrang, das tolle Praxisdesign mit verschiedenen thematischen Behandlungszimmern (z.B. das Regenwald-, das Musik oder das Opernzimmer) sowie ein Gedanke der mich während dem Film nicht mehr losgelassen hat: Irgendwie hätte man aus dem Film auch eine spielfilmlange Geschichten aus der Gruft Episode drehen können.
The Dentist trägt zwar keinesfalls bei Ängste vor dem Zahnarzt abzubauen - ganz eingeschüchtert braucht man seinen nächsten Termin aber auch nicht anzutreten. Der Film ist qualitativ guter Durchschnitt und für eine nächste Horrorfilmnacht im zahnhygieneverweigernden Freundeskreis bestens geeignet. (Filmkritik von power_channard) filmdetails

3 Kommentare:

  1. *lach* Den Film hab ich mal zufällig gekauft und ich mochte den total gerne. Der ist so trashig, dass er einfach nur mehr lustig ist :) Vor allem das Mädchen mit der Zahnspange, das war zum Schießen :D

    Aber von 1996? Das wundert mich jetzt. Ich hätte gedacht, der ist mindestens 10 Jahre älter. Das Cover sah bei mir auch anders aus, das könnte keine andere Version sein?

    GLG Mira

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  2. Wie kauft man sowas "zufällig"? :D
    Ich denke du hast evtl. die Red Edition von Laser Paradise erwischt? Die ist soviel ich weiss sogar aufgrund eines Trailers sogar beschlagnahmt. Oder gibt es davon auch eine FSK 16 Fassung?
    Das Laser Paradise Cover alleine aber verstört einen normalen Menschen derart, dass er in der Regel einen großen Bogen um diesen Film macht.
    Mit dem alter hast du recht - die Leute wirken wie aus den späten 80igern und nicht wie 1996...

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  3. Bei uns in Österreich gibts keinen Index ;) Red Edition klingt gut, das kommt hin vom Cover her.

    Ja, doch, es war Zufall XD Ich war allein zu Hause, mir war langweilig, also bin ich zu Saturn gefahren und hab bei den Horrorfilmen gestöbert. Nachdem ich seit meinem 14. Lebensjahr schon so viele Horrorfilme gesehen und Horrorbücher gelesen habe, dass mich absolut gar nichts mehr schreckt, ich aber unter furchtbarer Zahnarztangst leide, dachte ich, vielleicht gruselts mich ja bei dem. Hat nicht geklappt, war aber trotzdem lustig :)

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