Montag, 13. Februar 2017

Filmkritik: Cannibal Terror (1980)

(c) Eurociné
Gleich zu Beginn eine Entwarnung: Obwohl Kannibale im Titel drin steht - Tiere kommen nicht zu schaden. Man kann also den Film guten Gewissens sehen. Allerdings kann für eventuelle bleibende Hirnschäden im Filmgeschmackszentrum beim Zuschauer keiner garantieren. Ein Film bei dem Jesus Franco am Drehbuch mitschreibt - aber sich offenbar selbst zu schade ist Regie zu führen. Das muss was heißen. Franco steht bzw. stand immerhin nicht gerade im Verdacht sich um seinen Ruf großartig zu sorgen. Doch hierbei machte sich der Meister des Schmuddelfilms scheinbar selbst Gedanken um seine Reputation. So kam es wohl, dass er letztendlich auf eine Erwähnung im Titel verzichtete. Alle anderen Beteiligten werden dann aber immerhin mit mehr oder weniger Schreibfehlern im Vorspann erwähnt (evtl. sollte aber auch Sylvia einfach cooler wirken als Silvia...), der mit dem obgligatorischen Synthesizergedudel untermalt ist. Ohne sich weiter zu informieren kann man jetzt ansatzweise ahnen, was einen in den nächsten 90 Minuten bevorsteht.
Ich versuche es mal zusammenzufassen:
Ein paar vertrottelte Aushilfsgangster wittern den großen Coup: Sie entführen die Tochter eines Autohändlers und fordern eine stattliche Summe Lösegeld. Die Übergabe scheitert, da einer der Gangster bei der Übergabe einen Fussgänger über den Haufen fährt und dadurch die Polizei auf den Plan ruft. Wie gut, dass einer der Verbrecher einen Bekannten in Südamerika hat. Wie schlecht aber, dass dieser Bekannte als Nachbarn ein paar Kannibalen hat, die nur darauf warten europäisches Frischfutter zu bekommen. In solchen Fällen ist man als Europäer fast froh einen Nachbarn zu haben, der sich nur wegen lauter Musik beschwert... So kommt es wie es kommen muss: Die Verbrecherbande taucht - zusammen mit dem entführten Kind - bei dem Typen unter, die Eltern des Kindes trudeln ebenfalls ein um das Kind zu retten - und am Schluss wird die ganze Bande begleitet von schlechter Synthesizer Musik und noch schlechteren Spezialeffekten gemeuchelt und gefressen.
Die Qualen die der Film beim Ansehen den Zuschauer bereitet dürften fast gleichauf des Kannibalenterrors sein, den die Hauptdarsteller über sich ergehen lassen müssen. Inbesondere die deutschen Synchronstimmen geben einen hundsmiserabelen Film noch den extra Schlag in die Magengrube, auf dass er auch ja nie wieder mehr aufstehen werde. Selbst hartgesottenen Trashfilmfans dürfte teilweise die Spucke im Halse stecken bleiben, bei was einem hier geboten wird. Fangen wir zunächst mal an, mit den Dingen die bei dem Film äußerst gut gelungen sind: ...
So, und jetzt zu den Dingen, die eher weniger gelungen sind - oder bei der Produktion gar komplett aus dem Ruder liefen: An dieser Stelle weiß ich gerade gar nicht wo ich anfangen soll. Zur Story will ich mich gar nicht äußern. Diese ist derart vollen Logiklücken, unschlüssigen Handlungsträngen sowie Szenenwechseln und Fehlern in der Kontinuität, dass es ziellos wäre hier genauer drauf einzugehen. Als nächstes wären die Darsteller - die durch die oben erwähnten Synchronsprecher nochmal mieser wirken als ohnehin schon. Als nächste wäre da das Szenenbild, was nur als ein schlechter Witz dienen kann. In einer Szene fahren tatsächlich unweit des Kannibalendorfes im Hintergrund LKWs auf einer Landstraße entlang. Wohlbemerkt soll die Szene sich in den untiefen des Dschungels abspielen - fernab jeglicher Zivilisation natürlich. Klar. Achja Kannibalendorf. Die Kannibalen sind in Cannibal Terror nicht mal - wie bei anderen Filmen aus der Zeit - "echte" Einheimische, damit es wenigsten ein wenig authentisch wirkt. Nein - bei Cannibal Terror wurden (aus welchen Gründen auch immer) auf weiße bierbäuchige Europäer - teils mit Halbglatze - zurückgegriffen die im Lendenschurz durch das Bild turnen durften. Lächerliche Kannibalen gab es wohl in noch keinem Film. Zusammengefasst ist der Streifen eine filmische Katastrophe. Ein absoluter Supergau - wo so ziemlich alles - ach was rede ich - wo wirklich alles schiefgelaufen ist, was beim Filmedrehen schieflaufen kann. Da der Film wenigstens - wie oben erwähnt - keinen Tiersnuff beinhaltet taugt er wenigstens als Unterhaltung bei einem Trashfilmabend. Für Zuschauer unter 1 Promille ist er jedoch absolut nicht geeignet. filmdetails

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Blogverzeichnis Dieser Blog benutzt Cookies