Donnerstag, 29. August 2024

Filmkritik: Kinder des Zorns (1984)

Manchmal im Leben erscheint der zunächst kürzere Weg im Nachhinein doch nicht der einfachere zu sein. Und manchmal – wie wir heute lernen – auch nicht der unblutigste. Bereits viele Jahre vor der Wrong Turn-Filmreihe entstand ein Horrorfilm-Franchise, dessen Grundstein mit der banalen Entscheidung der beiden Hauptfiguren Vicky und Burt begann, schlicht und einfach den falschen Weg eingeschlagen zu haben.

(c) New World Pictures
Basierend auf der Kurzgeschichte Die Kinder des Mais der Horror-Legende Stephen King wurde mit Kinder des Zorns eine Filmreihe geschaffen, die an Popularität niemals an Meilensteine wie Freitag der 13. oder Halloween herankam – aber trotzdem einige durchaus sehenswerte Perlen des Horrorkinos hervorbrachte. Klar, Anspruch, komplexe Charaktere oder eine logische Handlung muss man auch hier mit der Lupe suchen – aber wer würde behaupten, dass dies bei Freitag der 13. anders wäre?
Die Story ist – wie es sich für einen Horrorfilm gehört – schnell erzählt: Burt ist gerade mit seiner Ausbildung zum Arzt fertig geworden und der neue Job ruft. Während das junge Paar auf der Landstraße durch die endlosen Maisfelder von Nebraska fährt, erscheint plötzlich wie aus dem Nichts ein kleiner Junge. Dieser wird – wie es kommen muss – von Burt direkt mit dem Auto überfahren. Den toten Jungen inklusive seines mysteriösen Koffers nehmen sie kurzerhand mit (damals gab es schließlich keine Handys, um Hilfe zu rufen), um sich auf den Weg in die nächste Stadt zu machen und einen Sheriff zu suchen.
Zur Auswahl stehen die Kleinstadt Gatlin, 3 Meilen entfernt, und die nächstgrößere Stadt Hemingford, 19 Meilen entfernt. Der obligatorische Hillbilly-Tankwart rät dem Paar dringend, in die weiter entfernte Stadt zu fahren. In Gatlin gibt es nichts! Und die Leute dort sind religiös und mögen keine Auswärtigen!
Wie es aber kommen muss, hält sich Burt nur bedingt an diesen Vorschlag: Schon nach der zweiten Abzweigung wirft er sämtliche Warnungen über Bord und fährt kurzerhand doch nach Gatlin. Die geringe Entfernung ist einfach zu verlockend.
Dort angekommen müssen Vicky und Burt feststellen, dass es tatsächlich nichts in der Stadt gibt. Nicht mal Einwohner. Lediglich einige Kinder sind anzutreffen, die sich allerdings alles andere als normal verhalten. Als herauskommt, dass die Stadt unter der Fuchtel eines minderjährigen Sektenführers namens Isaac steht, ist es schon zu spät – ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.
Da ich die Kurzgeschichte Die Kinder des Mais nicht kenne, kann ich keine Parallelen ziehen, inwiefern der Film der Vorlage gerecht wird. Grundsätzlich – und losgelöst von der literarischen Vorlage – ist jedoch ein solider Horrorfilm entstanden, der vor allem Genre-Fans gefallen dürfte. Besonders hervorzuheben ist, dass das Böse in Form unschuldiger Kinder daherkommt, was sich von anderen Franchises der damaligen Zeit abhebt, in denen meist überdurchschnittlich große, maskierte Killer wie Jason, Leatherface oder Michael Myers ihr Unwesen trieben.
Unabhängig davon stehen die Kinder den erwachsenen Killern in Sachen Mord und Totschlag jedoch in nichts nach. Passend zur Thematik des Mittleren Westens und der dort ansässigen Landwirtschaft greift der Film auf landwirtschaftliche Mordwerkzeuge wie Sensen oder Sicheln zurück – ein Markenzeichen, das in den Fortsetzungen immer wieder aufgegriffen wird. Für Horrorfans uneingeschränkt zu empfehlen vergebe ich 8/10 Sicheln. filmdetails

Samstag, 14. Oktober 2023

Filmkritik: Wrong Turn 2: Dead End (2007)

(c)  Constantin Film AG
Gar nicht mal so selten gibt es das Phänomen, dass der zweite Teil einer Filmreihe besser als der erste Teil ist. Oder für viele Fans sogar als bester Film der ganzen Reihe zählt. Aliens gehört zum Beispiel dazu. Oder auch Terminator 2 und Zurück in die Zukunft 2. Ganze Listen findet man hierzu im Internet. Doch bevor jetzt jemand in Euphorie ausbricht: Wir schauen uns heute Wrong Turn 2 an. Ein Film, der definitiv nicht besser ist als das Original - und vielleicht sogar den schwächsten Teil der Reihe darstellt. Zumindest in der ersten Hälfte, doch dazu später mehr.
Wie bei jedem halbwegs (finanziell) erfolgreichen Horrorfilm wurde natürlich auch bei Wrong Turn über eine Fortsetzung nachgedacht. Mit 12 Millionen Dollar Produktionskosten und 28 Millionen Dollar Einnahmen in den Kinos war Teil 1 zwar kein Mega-Erfolg wie ein Freitag der 13. aber immerhin sein Geld wert. Die Zweitvermarktung am Videothekenmarkt war hier nicht einmal mit eingerechnet. Absehbar also, dass diese Marke nicht in der Schublade verstauben durfte. Einen großen Unterschied zu Teil 1 gab es dann allerdings doch: Gestartet ist der Film 2007 dann nicht mehr am risikobehafteten Kinomarkt, sondern im sicheren Hafen Direct-to-Video.
Die Story ist - wie üblich fürs Genre - schnell erklärt: "The Ultimate Survivalist - The Apocalypse" heißt eine neue Survival-Show fürs Pay-TV, bei der sechs Kandidaten für sechs Tage in einem abgelegenen Waldstück in West Virginia ausgesetzt werden. Diverse Fallen wie Bewegungssensoren, welche Alarme auslösen, erschweren den Teilnehmern das "Überleben" in den Wäldern und bedrohen ihr fiktives Leben bzw. entscheiden über das Ausscheiden in der Show. Doch bereits zu Beginn wird deutlich, dass der Name der Show Programm ist und absolut ernst genommen werden sollte: Denn nicht nur die "virtuellen" Fallen der TV-Produzenten haben es auf das Leben der Teilnehmer abgesehen. Bereits bei der Anreise wird die renommierte TV-Persönlichkeit Kimberly Caldwell (sie sollte eigentlich als Star-Kandidatin dabei sein) von den irren Inzuchts-Kannibalen aus Teil 1 attackiert. Selbsterklärend, dass ab jetzt ein Teilnehmer nach dem anderen auf der Liste der Kannibalen steht.
Was macht nun eine gute Fortsetzung eines Films aus? Diese Frage stellten sich die Macher von Wrong Turn 2 offenbar nicht. Weder die Grundidee wurde hier sinnvoll fortgesetzt, noch wurden interessante Charaktere weiterentwickelt (ok, was zugegebenermaßen schwer fallen dürfte, da in Teil 1 ohnehin fast alle sterben mussten). Besonders schwierig macht es der Film den Zuschauer in den ersten 40 Minuten indem es - abgesehen vom spektakulären Tod im Intro - herzlich wenig zu sehen gibt. Ein bisschen Camcorder-Geruckel, ein paar dämliche Dialoge oder gar komplett sinnlose Dialoge. Dann, knapp nach der Hälfte des Films, zieht es an: Die Mordfrequenz wird höher, die Effekte härter und die Atmosphäre düsterer. Ein gut gemachtes Finale entschädigt am Schluss sogar für die erste Hälfte des Films. Zusammengefasst sicherlich kein guter Film - jedoch kurzweilige Unterhaltung, die Komplettisten von Filmreihen nicht auslassen sollten. filmdetails

Dienstag, 26. September 2023

Filmkritik: Wrong Turn (2003)

Anlässlich der letzten Filmbörse in Neu-Isenburg am Wochenende soll an dieser Stelle endlich mal wieder eine Rezension erscheinen. Herhalten wird dafür ein inzwischen fast zum Kult-Klassiker gewordener Backwood-Slasher-Film: Wrong Turn. Da Corona ja mittlerweile vorbei ist bzw. keinen nennenswerten Einfluss auf das öffentliche Leben mehr hat, und damit die Termine von Filmbörsen wieder verlässlich und regelmässig stattfinden, meinte Alexander, dass dies doch DIE Gelegenheit wäre, den Blog aus dem Sommer-/Winterschlaf zu holen. Gesagt, getan: Unsere Liste der Filme, die wir am Wochenende besorgen wollten, war lang. Die Betonung liegt an dieser Stelle jedoch eindeutig auf  wollten - denn die tatsächlich erworbenen Filme waren größtenteils komplett andere als die unserer Liste (immerhin war dafür der eine oder andere Blindkauf dabei). Umso erfreulicher, dass wir immerhin bei der Wrong Turn Complete Collection von Nameless Media fündig wurden. Wobei es mit "Complete" ja immer so eine Sache ist, da tatsächlich schon ein siebter Teil in der Mache ist. Auch das Reboot ist in der Box nicht enthalten. Aber so gesehen dürfte man sich ja niemals Filmboxen holen. Hat ein Film - gerade im Horrorbereich - in irgendeiner Weise das Geld wieder eingespielt (und sei es im Stream oder per Bluray Verkäufe) ist eine Fortsetzung gesetzt. Oder ein Remake. Oder Reboot. Irgendwas kommt immer, was im Grunde ein ungeschriebenes Gesetz ist. Wir schauen uns heute den ersten Teil der Reihe an. Kritiken zu den durchwachsenen Teilen 6 und 5 sowie dem unsäglichen Reboot gab es übrigens bereits auf diesem Blog.

(c) Summit Entertainment, (c) Constantin Film

Wrong Turn von 2003 dürfte nach den eher durchschnittlichen (aber für Horrorfans trotzdem unterhaltsamen) Fortsetzungen mit Abstand der beste Teil der Reihe sein. Interessanterweise hatte die FSK diesen Film damals ungeschnitten ab 16 freigegeben - was angesichts der gebotenen Brutalität sehr ungewöhnlich war. Die Story ist übersichtlich:
Unser Hauptdarsteller, Chris Flynn, ist gerade auf dem Weg zu einem Bewerbungsgespräch, als er in eine Vollsperrung der Interstate gerät. Dummerweise hat er nicht mehr viel Zeit bis zum Termin, weshalb er kurzerhand eine Abkürzung durch den Wald nimmt. Abgelenkt beim Fahren, crasht er auf dem unübersichtlichen Waldweg in das Auto einer kleinen Gruppe Mittzwanziger, welche zuvor auf dem Weg liegen geblieben sind. Wobei "liegen geblieben" etwas untertrieben ist - irgendein Idiot hat doch tatsächlich einen Stacheldraht quer über die Straße gespannt, weshalb gleich mal 2 Reifen dran glauben mussten. Jetzt steht die Gruppe mit dem neu dazugestoßenen Chris nun gleich mit zwei schrottreifen Autos irgendwo im dichten Wald Nordamerikas. Dass es dort keinen Handyempfang gibt ist selbstverständlich obligatorisch. Was nun beginnt kann man sich denken: Der Stacheldraht war selbstverständlich kein Zufall sondern der Plan einer degenerierten Inzuchts-Hillbilly-Gruppe, Touristen zu stoppen um anschließend Jagd auf sie zu machen.
Klar - storytechnisch hat Wrong Turn schon damals nichts neues geboten. Im Prinzip handelt es sich nur um eine weitere Interpretation vom Texas Kettensägen Massaker. Eine Gruppe junger Erwachsener stößt auf irre Bergmenschen. Gleichzeitig ist der Film aber handwerklich derart gut gemacht, dass Wrong Turn nach nunmehr 20 Jahren eindeutig als Genreklassiker gezählt werden darf. Nicht zuletzt die Spezialeffekte von Stan Winston sorgen dafür, dass dieser Film einem lange im Gedächtnis bleibt und es immer wieder Spass macht, ihn aufs neue zu sehen. Die frühen 00er Jahre waren ohnehin eine interessante Zeit: Viele Regisseure experimentierten damals mit noch weitestgehend unausgereiften CGI Effekten. Auch Wrong Turn hat hiervon einige - die aber (und das ist der Unterschied zu einigen anderen Filmen aus der Zeit) sehr gut gelungen sind. Sehr interessant dazu sind die auf der Bluray enthaltenen Extras, in denen auch Stan Winston ausführlich zu Wort kommen kann.
Kurz gesagt: Wrong Turn ist ein rundum gelungener Horrorfilm, der jedem Fan des Genres uneingeschränkt empfohlen werden kann. Sollte irgendjemand den Film noch nicht kennen, kann er es hiermit nachholen. Und alle anderen können den Film ruhig noch ein zweites mal sehen. Oder ein drittes mal. Oder viertes...  filmdetails

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