Obwohl die Mitte der 90iger inzwischen schon 30 Jahre lang her sind (Hätte ich die Rezension vor 10 Jahren geschrieben, hätte ich 20 Jahre schreiben können... doch dies nur am Rande), gab es auch damals schon Veränderungen, die einen zunächst tief skeptisch machten: Nachdem Daniel in drei Filmen vom schüchternen Außenseiter zum Karate-Champion heranwuchs, musste nämlich 1994 ein frischer Wind her: Karate Kid IV – Die nächste Generation setzt daher nicht mehr auf den alten Helden, sondern stellt uns eine neue Hauptfigur vor – die junge Julie, gespielt von Hilary Swank in einer ihrer ersten größeren Filmrollen (Die übrigens 10 Jahre später den Oscar für The Million Dollar Baby gewann - ebenfalls ein Sportfilm). Immer noch dabei ist aber immerhin der unerschütterlichen Mr. Miyagi, der spätestens ab diesen Film zur absoluten Kultfigur wurde.
Die Story ist schnell erzählt: Julie ist rebellisch, irgendwie teenagermäßig dauerhaft wütend und kämpft mit dem Verlust ihrer Eltern. In der Schule eckt sie mit ihren Mitschülern an, zu Hause versteht sie sich kaum mit ihrer Großmutter. Da kommt Mr. Miyagi gerade recht, der wie gewohnt mit Geduld, Weisheit und jeder Menge fernöstlicher Lebensweisheiten aus dem Teenager eine disziplinierte Karatekämpferin formen will. Natürlich dürfen auch in Teil 4 die obligatorischen Schulschläger nicht fehlen – diesmal in Form einer militarisierten Schülergang, die fast schon mehr nach einer Mini-Armee aussieht als nach High-School-Kids.
Das alles wirkt extrem klischeehaft – aber irgendwie gleichzeitig auch charmant (weil 90iger!). Gerade das Zusammenspiel zwischen Miyagi und Julie bringt einige witzige Szenen hervor, die den Film trotz vorhersehbarer Handlung unterhaltsam machen. Dazu kommt wie erwartet ein schönes 90iger-Setting, das heute fast nostalgisch wirkt: Baggy-Pants, Schülerdisko und eine Coming-of-Age-Geschichte, die sich nicht schämt, auch mal etwas kitschig zu sein. Besonders nett ist vor allem die kleine Sidestory mit dem verletzten Falken, den Julie auf dem Schuldach pflegt – eine simple, aber wirkungsvolle Metapher für ihre eigene Entwicklung.
Trotz aller Sympathie bleibt Karate Kid IV – Die nächste Generation aber ein Film, der nie so recht aus dem Schatten seiner Vorgänger treten konnte. Die Kämpfe sind weniger eindrucksvoll, die Gegner eindimensional und die Wendungen vorhersehbar. Hilary Swank macht ihre Sache gut, ist selbstbewust und man ahnt hier scheinbar, dass sie großes Potenzial hat. Für viele Fans der Reihe war es damals aber einfach nicht das "dasselbe", da einfach mal der Maincharakter ausgetauscht wurde. Dies ist vermutlich auch ein Hauptgrund, warum der Film bei den Fans im Vergleich zu den Vorgängern nicht wirklich gut ankam und damit vorerst der letze der Originalreihe war.
Fazit: Ein ordentlicher 90iger-Jahre-Teenie-Prügler, der mit Humor, Herz und Nostalgie punkten kann, aber nie den Kultstatus der Original-Trilogie erreicht. Kein Muss, aber ein netter Film für Fans. Solide 6/10. filmdetails
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