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Für die Leute, denen die Filme bis jetzt noch nicht viel sagen konnten: Bei den Scanners geht es um eine Gruppe Personen, die per Gedankenkraft andere Leute steuern können. Hierbei geht es soweit, dass sie z. B. auch die Herzfrequenz oder den Blutdruck kontrollieren können und im Extremfall die Köpfe der Opfer zum Platzen bringen können. Hört sich hoch anspruchsvoll und nach genug Stoff für eine komplette Trilogie an? Nicht unbedingt wird der eine oder andere sagen mögen und hat damit eigentlich auch recht. Zunächst war die Filmreihe mit den ersten Teil 1981 auch direkt wieder abgeschlossen. 10 Jahre später - 1991 - kamen jedoch innerhalb eines Jahres plötzlich noch zwei Fortsetzungen raus - diesmal aber DirectToVideo und nicht mehr ins Kino. Ob die Filme deshalb schlecht sind, werden wir weiter unten näher beleuchten. Widmen wir uns zunächst einmal dem ersten Teil der Reihe: Scanners - Ihre Gedanken können Töten ist der offizielle deutsche Titel, der den Startschuss für die Trilogie gab. Ohne lang drum herum zureden, dieser Film ist der beste Teil der Reihe. Nicht ohne Grund war Scanners der Grundstein für Cronenbergs Karriere im Filmgeschäft.

Der unter Kritikern oftmals vorauseilende Ruf, dass es sich bei Scanners um einen plumpen Splatterfilm handelt, der lediglich auf das Schocken des Zuschauers aus ist, ist schlichtweg falsch. Richtig ist: Es gibt zwei bis drei heftige Szenen (siehe Bild links z. B.), welche den zart besaiteten sicher auch erstmal im Kopf hängen bleiben, der Film legt aber trotzdem primär den Fokus auf die Charakterentwicklung von Cameron.

Tatsächlich ist Scanners voll von Methaphern und Anspielungen, die einem durchaus erst beim genaueren hinsehen bewußt werden. Auch wenn Scanners bei Kritikern vor über 30 Jahren alles andere als gut ankam, wurde er zum Kultfilm. Dies nicht ohne Grund: Gerade weil der Film oftmals sehr künstlerisch wirkt und vieles eben nicht so eindeutig ist wie es zunächst schein. Scanners ist ein eher anspruchsvoller Horrorfilm und lädt durchaus zum mehrmaligen Anschauen ein.
Nach diesem kleinen Meilenstein im Horrorgenre, was Cronenberg 1981 geschaffen hat, war es für Christian Duguay - der laut IMDB beide Fortsetzungen innerhalb eines Jahres gedreht hat - natürlich entsprechend schwierig würdige Nachfolger zu schaffen. Den künstlerischen Anspruch an Filmästhetik hat Duguay daher sicher nicht ohne Grund direkt über Bord geworfen und sich auf das Wesentliche konzentriert: Nämlich die Scanners. Das die Filme DirectToVideo produziert wurden zeigt, dass die Produzenten ebenfalls keine allzuhohen Erwartungen hatten. Trotzdem haben sie, besonders Teil II, - wie wir gleich sehen - ihre Daseinsberechtigung.
Scanners 2 - spielt einige Zeit nach den Vorkommnissen des ersten Teils und wurde komplett in Montreal gedreht. Im Film bleibt die Stadt - sofern ich es nicht überhört habe - namenlos. Der skrupelose Großstadtbulle Forrester will in einer Stadt leben, in der Zucht und Ordnung herrscht. Um dieses Ziel zu erreichen ist er auch bereit über Leichen zu gehen. Zur Unterstützung rekrutiert er den jungen Scanner David Kellum, der zunächst auf der Seite von Forrester steht und das Vorhaben mit seinen Scannerfähigkeiten begleitet. Als rauskommt, dass Forrester nicht mit offenen Karten spielt stellt sich Kellum gegen Forrester.
Die Story ist sicher nicht zufällig ähnlich wie die des ersten Teiles. Ganz nach Baukastenprinzip wird hier ein durchaus sehenswerter Fantasythriller aufgebaut, der seinen besonderen Reiz aber vor allem durch die Scannerduelle gewinnt. Im Vergleich zum ersten Teil zieht er meiner Meinung nach zwar den kürzeren, was aber beim Ansehen gar nicht störend wirkt. Positiv hervorzuheben ist, dass der Film diesmal zum großen Teil in einer Stadt spielt. Dadurch ensteht ein Gefühl einer urbanen Hoffnungslosigkeit, die man auch aus anderen Filmen zu der Zeit kennt wie z. B. Judge Dredd oder Escape from L.A. (beide etwas später als Scanners 2 (1995 / 1996).
Da zum Zweiten Teil nicht viel mehr zu sagen ist gehen wir nun direkt einmal zum dritten Teil über: Dieser ist mit Abstand der schlechteste der Reihe. Obwohl die Grundidee ganz gut ist, fehlt es an Atmosphäre - und, viel schlimmer - an dem Markenzeichen, den Scannerduellen. Das der dritte Teil ungeschnitten eine Freigabe ab 16 bekommen hat ist kein Zufall. Er ist im Vergleich zu den anderen Teilen relativ unbrutal. Auch wenn Brutalität nie das Alleinstellungsmerkmal der Filme war, trugen die unerwartenden aber dafür umso heftigeren Bilder viel zur Atmosphäre der ersten beiden Filme bei. Angesichts der Tatsache, dass Teil 2 und 3 offenbar parallel gedreht wurden musste Duguay sich offenbar für einen der beiden Filme Entscheiden. Und das war ganz Eindeutig Teil 2 gewesen, dem man anmerkt, dass hier mit deutlich mehr Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Auch wenn beide Filme reine Videothekenproduktionen sind, merkt man den Qualitätsabfall von Teil 2 zu 3. Der letzte Teil wirkt nämlich nicht nur wie eine billige Videothekenproduktion - sondern ist eine.
Zu Story: Helena ist ein Scanner. Ihr Vater arbeitet mit seiner Firma an einem Medikament, dass die chronischen Kopfschmerzen und das Stimmenhören der Scanner unterbinden soll. Quasi ein ähliches Mittel wie das Ephemerol aus dem ersten Teil. Der Wirkstoff ist offenbar der gleiche, jedoch soll das ganze wie eine Art Nikotinpflaster verabreicht werden, anstatt über Spritzen. Helena ist so begeistert, dass sie das - noch nicht freigegebene und getestete Medikament - heimlich an sich selbst testet. Zunächst wirkt es fast wie ein Wunder: Die Stimmen sind weg und die Kopfschmerzen gehören der Vergangenheit an. Doch dann kommt es wie es kommen muss: Das Medikament hat eine Nebenwirkung: Boshaftigkeit! Helena wird durch das Medikament wahnsinnig und böse - oder besser gesagt wahnsinnig Böse - und will zunächst das Unternehmen ihres Vaters übernehmen. Da ganze gipflet darin, dass sie den Plan hat über das Fernsehen die komplette Bevölkerung zu scannen um die Macht über das gesamte Land zu bekommen.
Die Story ansich ist zwar nicht viel unrealistischer als beim zweiten Teil. Trotzdem wirkt dieser Film einfach billiger als Teil 2. Angefangen bei den etwas spärlich eingesetzten Specialeffect bis hin zu den durchwegs austauschbaren Schauspielern. Dieser Teil sollte im Prinzip nur gesehen werden, damit man die komplette Trilogie vollständig hat. Wäre es irgendein X-Beliebiger Thriller könnte man nur abraten.
Das Fazit: Die Scanner Trilogie sollte jeder einmal gesehen haben, der sich nur im entferntesten für Horrofilme aus den 80iger Jahren interessiert. Vor allem Teil 1 ist ein Pflichtkauf für jeden Filmfan.
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