Freitag, 13. Juni 2014

Filmkritik: Die Residenz der reitenden Leichen (1985)


(c) Laser Paradise

Als Trashfilmfan fällt es einem oft nicht leicht den Überblick zu behalten: Da steht man irgendwo in einer österreichischen Videothek und stößt auf einem ein Film mit dem ansprechenden Namen "Die Residenz der reitenden Leichen". Das Datennetz am Handy ist leider aus, und das recherchieren nach dem Film würde ohnehin mehr kosten als die 3 Euro, die der Film kostet. Also, hey – Reitenden Leichen als Uncut DVD von Laser Paradise und dazu noch von Jesus Franco? Das ist doch so was von gekauft.
Zuhause angekommen stellt sich die Ernüchterung ein: Der Film hat nämlich – wie im Unterbewusstsein befürchtet - bis auf den Titel und ein paar Kapuzenbuben (leider ohne Pferde, daher logischerweise auch nicht Reitend) rein überhaupt nichts mit der bekannten Horrorreihe zu tun. Diese Titelgebung war aber damals nicht unübliche Praxis um die Videothekenverkäufe mittelmäßiger bis schlechter Film anzukurbeln. Und gewirkt hat diese Marketingstrategie offenbar auch noch 30 Jahre später, wie man an mir sieht.
Angeschaut habe ich den Film natürlich trotzdem. Ob der Film seine 3 Euro wert ist, werden wir nun genauer untersuchen.
Vier bumsfidele (und dies ist wortwörtlich so gemeint) Touristinnen machen einen Kurzurlaub auf Teneriffa. Angekommen in einem Luxushotel sind die vier Frauen zunächst leicht irritiert wo die anderen Gäste – und vor allem die „Kerle“ - sind. Obwohl sich etwas Verunsicherung breit gemacht hat lassen sich die Vier Mädels nicht den Spaß nehmen: Denn zum Vergnügen braucht man keine Männer, wie man in den ersten 15 Minuten des Filmes lernt. Nach den ersten lesbischen Orgien wird erst einmal die nähere Umgebung des Hotels untersucht. Hierbei stellt sich heraus, dass die anderen Touristen – allen voran die heiß ersehnten Männer – doch nicht wie erwartet allesamt am Strand verweilen. Aber auch dieser Warnschuss soll nicht die Stimmung der Dumpfbacken trüben, denn als nächstes ist- oho – wer hätte es erwartet - Nacktbaden angesagt. Einziger Wermutstropfen ist ein fliegendes Beil, was unsere drallen Heldinnen nur um (Scham)Haaresbreite verfehlt. Wie auch immer – irgendwie ist dies dann doch das ausschlaggebende Ereignis, weshalb die Stimmung getrübt wird. Irgendwer ist hinter ihnen her, und dieser Jemand meint es offenbar verdammt ernst. Als dann noch eine der vier Freundinnen, Mabel, urplötzlich vermisst wird kippt die Urlaubsstimmung völlig.
Was Jesus Franco hier abliefert ist selbstverständlich kein wirklicher Horrorfilm. An manchen Stellen war ich mir nicht einmal sicher ob es überhaupt ein Film sein soll, oder ob hier lediglich jemand diverse Einzelaufnahmen im Studio aneinandergereiht hat. Gruselig ist dabei vor allem die Story sowie die dilettantischen Darstellerinnen. Ausgehend vom Plot muss man jedoch fairerweise zugeben, dass Die Residenz der reitenden Leichen keine große Bühne für anspruchsvolle Schauspielerei bietet. Doch Story hin oder her – teilweise schafft es Franco von Zeit zu Zeit tatsächlich irgendwie die bedrohliche Atmosphäre einer großen verlassenen Ferienanlage wiederzuspiegeln. Seien es die verlassenen abgedunkelten Gänge des Hotels oder der Wind, der durch die Palmen der vereinsamten Anlage weht – an einigen Stellen mag tatsächlich ein leichtes Gefühl des Gruseln aufkommen. Unter dem Strich reicht es natürlich - ganz in Franco-Tradition - nicht. Der Film ist und bleibt unteres Mittelmaß. Höhepunkt bietet jedoch das Bonusmaterial mit einer ausführlichen Extra-DVD inklusive Uncut Scenes (interessanterweise von anderen Filmen) sowie einem fast 20 minütigen Interview von Jesus Franco und Lina Romay ergänzen das Material. Wie man merkt kann man ausgehend von 3 Euro bei dem Laser-Paradise DVD Release doch nicht viel falsch machen. filmdetails

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