Dienstag, 3. Juli 2012

TV-Kritik: Galileo (Pro7)

(c) Pro7
Es gab mal eine Zeit in der Computer noch einen halben Meter hoch waren und unter dem Schreibtisch standen. Dies muss auch ungefähr die Zeit gewesen sein, als Galileo bereits uninteressant wurde. Nach fast 15 Jahren Galileo kann man sagen, dass wohl wirklich interessant nur die ersten 50 Folgen waren und es danach gnadenlos ins Belanglose abgerutscht war. Nachdem aber jetzt jeder (der sich Galileo nach 1999 noch angetan hat) in und auswendig weiß, wie die Milch in die Tüte und die Tomate ins Ketchup kommt sind die Themen offenbar derart ausgelutscht, dass härteres her muss. Das, was ich heute (nach langer Zeit) bei Galileo gesehen habe, weckt das Gefühl, dass Pro 7 inzwischen nicht nur seine eigenen Zuschauer verarscht - sondern sie offenbar für komplett bescheuert hält.
Worum ging es? Ein Galileo-Reporter - optisch eine Mischung aus dem Checker von D-Max und Germany Next Topmodel Juror Rolfe - findet im Internet (!) einen Werbespot (!!) in dem ein Auto von einem Helicopter aus 1km Höhe fallengelassen wird. Gleichzeitig fährt ein Auto auf dem Boden auch einen Kilometer. Im Werbespot gewinnt - surprise - das Auto auf dem Boden.
Nachdem Galileo schon mit wissenschaftlichen (haha) Mitteln nachgeprüft hat, dass die Stunts aus Rambo in echt nicht funktionieren würden müssen nun Internetwerbespots dran glauben.
Hierfür begibt sich unserer tapferer Galileo-Reporter in den Physikfachbereich einer Uni. Abgesehen davon, dass dies wohl der erste Augenblick in der Menscheitsgeschichte ist, dass ein Mitarbeiter von Pro7 eine Uni von innen sieht, gibt es rein überhaupt nichts erwähnenwertes. Der Physikprofessor - offenbar froh überhaupt einmal ins Fernsehen zu kommen - erklärt aufgeregt dem gemeinen Pro7 Zuschauer was eigentlich jeder seit der 5ten Klasse weiß, oder zumindest wissen sollte: Gegenstände im Vakuum fallen immer gleich schnell - egal wie schwer sie sind. Ohoo - wenn es dafür nicht den Fernsehpreis gibt. Nachdem wir diese grundlegende Tatsache die unser Universum zusammenhält gelernt haben geht es hinaus auf einen Flugplatz. Galieo wäre nicht Galileo, wenn jetzt nicht ein echtes Auto von einem Heli geschmissen wird. Und genauso kommt es natürlich. Das man das Ganze hätte komplett mit Formeln berechnen können, wird selbstverständlich verschwiegen und ist sowieso uninteressant, weil man dann nicht Autos von Hubschraubern hätte schmeißen müssen. Und darum geht es doch hier.
Welche Beschleunigung das eingesetzte Auto hat, wie die Bodenbeschaffung ist, ob die Reifen des Autos warm oder kalt sind: alles uninteressant.
Somit wird kurzerhand ein Schrottplatzauto geholt, zu einem Flugplatz gebracht und dann an einem Heli 1000 Meter in die Luft gezogen. Nachdem das Auto fallen gelassen wird startet auf dem Boden - ebenfalls auf einer 1000 Meter Strecke - das andere Fahrzeug. Nach unglaublich langweiligen spannenden 20 Sekunden steht der Sieger fest: Das Auto auf dem Boden hat gewonnen. Die unglaubliche Feststellung: Das Auto das von einem Helicopter geworfen wird, hat irgendwann seine Höchstgeschwindigkeit erreicht, während das auf dem Boden immer weiter beschleunigen kann. Eine bahnbrechende Erkenntniss, in einem Wettbewerb der unbekannten Konstanten und Variablen. Dem größten Respekt gebührt jedoch aber dem Moderator, der stets mit ernster Stimme kommentiert, als ob es sich um eine Phoenix-Reportage über aussterbende Walfische handelt.

6 Kommentare:

  1. Haha, einer der Gründe warum ich kein Fernsehen habe :-)

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  2. Ich guck Galileo eigentlich auch nicht mal mehr zum geistig abschalten. Als damals Welt der Wunder noch auf Pro 7 kam, da hab ich das mit meinem kleinen Bruder immer zu unserem Abendprogramm gesehen. Aber das ist halt auch ewig her.

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  3. außer pro 7 kann man glaube ich alle privaten sender in die tonne hauen, werbung geht dann schon mal 12 bis 13 minuten, von morgens bis abends nur blöd-tv, also echt, das passt auf keine kuhhaut. die privaten tv-sender sollten sich selbst volksverdummungssender betiteln, denn dann würden auch die letzten hilfsdenker solche programme nicht mehr sehen wollen. die öffentlich rechtlichen sind zwar auch manchmal daneben, aber ich bruache für den empfang von hd programmen nicht noch extra eine karte kaufen, um werbung im hd-format zu schauen.also leute, bevor ihr den fernseher anmacht, bitte vorher informieren, was so den lieben langen tag für eine gequirlte sche...e gesendet wird.

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  4. Person Autor

    Sarkastisch und todernst mit einem Satz. So köstlich..

    Floskel
    Name

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  5. also wer das pro7 gebäude noch nie von innen gesehen hat kann wohl kaum aussagen über seine mitarbeiter treffen!

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    1. und wer ein buch noch nie gelesen hat sollte auch nicht über den inhalt quatschen (siehe das Galileo Team und ihre Sendung)

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