Donnerstag, 1. Januar 2015

Filmkritik: Nightmare Concert (1990)

(c) Astro
Das Horrorfilme und brutale Computerspiele uns abstumpfen, gewalttätig machen sowieso die komplette Menschheit verkommen lassen, wissen wir spätestens seit Christian Pfeiffer und diversen Dokumentationen. Doch während die Konsumenten emotional verkümmern und schleichend entmenschlichen denkt niemand an die armen Regisseure dieser Produktionen. Diese sind nämlich täglich mindestens 8 Stunden lang den Grausamkeiten dieser Filme ausgesetzt - und nicht nur läppische 2 Stunden beim gelegentlichen DVD Abend am Wochenende. Somit ist es glasklar, dass die Regisseure im Vergleich zu ihren Kunden ja nochmal um ein vielfaches kaputter sein müssen. Und genau das ist die - natürlich nicht ganz ernstgemeinte - These, auf die der Film Nightmare Concert aufbaut.
Lucio Fulci ist ein angesehener Regisseur. Zumindest bei seinen Fans. Fulci ist nämlich Horrorfilmregisseur und verantwortlich für Filme wie Ein Zombie hing am Glockenseil oder Das Haus an der Friedhofsmauer. Kein Wunder also, dass nach diversen Filmmorden Fulcis Psyche ein wenig beschädigt wurde. Oder weniger freundlich gesagt: Total am Ende ist. Nicht einmal ein harmloses Steak im Restaurant kann der gute Mann genießen, ohne das ihm Bilder von aufgeschnittenen Menschen und Zombies vor dem geistigen Auge auftauchen. Das einzige was hier noch hilft ist ein Psychiater. Diesen besucht Fulci daraufhin auch: Was er jedoch nicht weiß, Professor Egon Swharz ist selber nicht ganz dicht im Kopf. Schon lange mit seiner Ehefrau zerstritten sucht er nämlich nur noch eines: Einen Weg seine ehemals Allerliebste aus den Weg zu räumen. Wie passend, dass Fulci sein neuer Patient ist. Kein anderer seiner Patienten hat wohl soviel Ahnung vom Morden und Töten wie Fulci. Bei einer seiner Sitzungen setzt er den Regisseur unter Hypnose und benutzt ihn von nun an als mordene ferngesteuerte Bestie. Das Ziel: Fulci soll die gehasste Frau des Psychiaters umbringen.
Nightmare Concert ist - trotz der Anfangs vorhandenen Längen - ein von Vorne bis Hinten unterhaltsamer Film. Dies liegt vor allem an Lucio Fulci selbst, der diesmal nicht nur hinter der Kamera steht sondern auch den Hauptdarsteller als sich selbst gibt. Der einzige Unterschied: Seinem filmischen Alter Ego hat er einen Doktor Titel spendiert. Kein Wunder, Doktor Fulci hört sich auch noch cooler an als nur Fulci. Keine Überraschung also, dass Dr. Fulci in Sachen Splatter hier alle Register zieht: Als ob er es noch einmal allen zeigen wollte hat in diesen Film so ziemlich alles reingepackt was ging - jedoch teils übernommen aus Szenen aus seinen bereits gedrehten Filmen. Fast könnte man geneigt sein zu behaupten, dass Nightmare Concert den krönenden Abschluss eines Lebenswerk darstellt. Sechs Jahre später verstarb Fulci nämlich, als er vergas eine Insulinspritze zu neben. Filme machte er zu dieser Zeit fast keine mehr. Nightmare Concert ein interessanter Film von einem interessanten Mann. Unbedingt empfehlenswert für alle Fans von Fulci oder des Giallo-Kinos allgemein. Und nicht weniger ein Tipp für alle Fans von Italo-Splatterfilmen. filmdetails

1 Kommentar:

  1. Sehr witzig geschriebene Rezension :-) Ich glaube, ich gucke ihn mir nochmal an - vielleicht wirkt er nach dem zweiten Durchgang etwas besser.

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