Sonntag, 2. August 2015

Filmkritik: Need for Speed (2014)

(c) DreamWorks Pictures
Eigentlich war eine Rezension zu diesem Film gar nicht geplant. Eine leichte überdurchschnittliche Bewertung beim imdb, keine Zombies oder Nazirocker - und dazu nicht mal Lowbudget. So wie der Blog sich in den letzten Jahren entwickelt hat also nicht unbedingt der passende Kandidat für eine Kritik auf diesen Seiten. Nachdem ich den Film jedoch gesehen habe, muss ich meine Meinung revidieren. Nur selten hab ich in den letzten Jahren so einen Trash gesehen der gleichzeitig so teuer war. Das dieser Film ernsthaft einige gute Kritiken bekommen hat wundert mich, genauso wie die erwähnten 6.6 Punkte bei imdb. Doch scheinbar ist es wie immer: Über Geschmack lässt sich streiten. Da ich in diesem Fall aber einen guten Film erwartet habe bin ich nach dem Abspann etwas irritiert gewesen. Das soll es gewesen sein? Der Film ist auf der Leinwand ein größerer Totalschaden als ein Lambo der mit 250 km/h gegen die Wand fährt.
Fassen wir mal zusammen worum es geht: Tobey und Dino sind schon seit langer Zeit Rivalen. Während Dino steinreich ist hält sich Tobey mit einer kleinen Autowerkstatt über Wasser. Durch einen blöden Zufall kommt es dazu, dass Tobey für Dino einen Ford Mustang tunen muss, weil dieser den für mehrere Millionen Dollar verkaufen will. Als die beiden das erste mal aneinander geraten kommt es zu einem illegalen Straßenrennen: Ausgetragen mit drei Koenigsegg Agera R. Anmerkung: Dies sind Autos, die mehr um eine Millionen Dollar kosten. Als hierbei ein Freund von Tobey umkommt (und der Koenigsegg geschrottet wird), wird Tobey in den Knast gesteckt. Dino hingegen ist untergetaucht und entkommt auf diese Weise einer Strafe. Als Tobey zwei Jahre später aus dem Gefängnis kommt will er erneut an einem Straßenrennen mitmachen. Diesmal hat er die Möglichkeit mit dem von ihm getunten Mustang mitzumachen. Jedoch muss er für den Besitzer das Auto innerhalb von 45 Stunden von der Ost- an die Westküste überführen. Begleitet wird er dabei von der attraktiven Julia.
Vergessen wir an dieser Stelle mal die Story. Diese dient nämlich nur um diversen mehr oder weniger guten Actionszenen einen Sinn zu geben. Zum Beispiel wäre da das Drive-By-Tanken. Da wird während der Fahrt das Auto aufgetankt, damit keine Zeit verloren wird. Ein paar Szenen später fahren die beiden jedoch ganz normal an die Tanke. In diesem Fall aber natürlich nur, weil es die Ausgangssituation für die nächste Actionszene ist: Ein Polizist ist zufällig gerade an der selben Tankstelle zugange. Dazu kommen noch die peinlichen Bezeichnungen für diveser Fahrmanöver. Ein doppelter Grashopper (oder so ähnlich) bedeutete, dass man auf einer mehrspurigen Straße mit Anfahrt über den grünen Mittelstreifen (der natürlich in diesem Fall eine Steigung aufweist) heizt um über alle anderen Fahrspuren der Gegenfahrbahn hinweg zu fliegen. Äh, ja - sehr glaubhaft, dass für jeden eventuellen Stunt in der Tuning- bzw. Rennszene einen speziellen Fachbegriff gibt. Nicht glaubhafter ist auch Tobeys schwarzer Sideshow-Charakter, der ihn stets mit Flugzeugen oder Hubschraubern in der Luft begleitet und ihm Anweisungen gibt, wie er zu fahren hat. Das größte Problem an der Sache ist aber: Der Film selbst nimmt sich bei all den Dingen auch noch verdammt ernst. Was bei The Fast and the Furious noch mit einem selbstironischen Augenzwinkern begleitet ist, wird bei Need for Speed so ernsthaft wie eine N24 Doku über den zweiten Weltkrieg präsentiert. Es gibt nicht viele witzige Sprüche - und der Grundtenor der Story ist sogar leicht traurig. Zum Beispiel mit dem verstorbenen Freund von Tobey innerhalb der ersten halben Stunde. Über weitere Logiklöcher - warum zum Beispiel hier jeder kriminelle Freak das Geld für einen Lambo, Koenigsegg oder AMG hat - will ich mich gar nicht erst auslassen. Um noch einmal auf The Fast and the Furious zu kommen: Ein getunter Civic ist wenigstens glaubhaft im Gegensatz zu einem 1,5 Millionen Euro teuren Supersportwagen. Und vor allem, dass jemand mit so einem Gefährt illegale Rennen macht. Wenn man auf Carploitation steht tut man nichts verkehrt - wenn man aber (wie ich) einen guten Film erwartet ist man hier falsch abgebogen. filmdetails

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