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Die Geschichte ist relativ schnell erzählt: Die Revengers sind eine knallharte Gang und beherrschen die Straßen in der Münchner Downtown - oder wie die Einheimischen sagen "Haidhausen". Doch die Dominanz ist gefährdet: Eine türkische Großfamilie zieht in das Revier der Revengers und eröffnet eine Bäckerei (nein, kein Wettstudio, Dönerladen, Handy-Ramschladen oder eine Sisha Bar wie man es erwarten könnte, sondern eine ganz biedere Bäckerei). Für die Revengers jedoch eine Provokation. Komplett entgleist die Situation, als ein Sprößling der osmanischen Neubürger es wagt sich in einer Gang-Kutte des Türken-Klans "Blutige Adler" auf der Straße zu zeigen. Bei den Revengers ist es einzig die (halbwegs) klar denkende Daniela, die nicht allzuviel von dem aufziehenden Gang-Krieg hält. Als sie nach einiger Zeit auch noch die Seiten wechselt und sich mit Dogan, Mitglied der Blutigen Adler, anfreundet eskaliert die Situation völlig. München brennt! Oder zumindest der Kinder-Spielplatz in Haidhausen.
Auch ohne eine tiefgreifende Filmanalyse stellt man schon nach 10 Minuten des Filmes fest, dass der Film seltsam anmutet. Irgendwie schlecht gealtert ist - und komplett deplaziert in der heutigen Zeit wirkt. Dies liegt vor allem mit der Darstellung der Hauptdarsteller, allesamt Mitglieder der Gang Revengers. Denn auch wenn sich Gangs in der Regel außerhalb des Gesetzes bewegen, stellen sie normalerweise irgendwas dar oder vertreten eine Gesinnung. Sei es Profit mit Drogenverkauf, das propagieren einer extremen politischen Richtung oder das huldigen irgendwelcher Bands. Die Revengers sind jedoch alles und nichts. Sie sind weder Drogendealer oder Nazirocker. Auch keine Anarchisten und haben weder Struktur oder irgendwelche Ziele - außer das aufmischen der Straße, wie sie Eingangs des Filmes selbst feststellen. Dies zeigt sich z. B., dass sie in der Stadt demonstrativ Bier trinken und die Dosen überall auf den Boden schmeißen bis die Polizei anrückt. Mit wirklichen Gang-Verhalten hat dies allerding wohl weniger zu tun als mit einer postpubertären Verhaltensstörung. Auch sonst wirkt die Gang im Vergleich zu "richtigen" Gangs wie ein Haufen geistig stehengebliebener Mittzwanziger: Hier ein Graffiti auf die Mittagskarte eines Gasthauses, dort einmal breitbeinig älteren Herrschaften keinen Platz auf dem Gehweg gemacht oder in der Eisdiele Metal voll aufgedreht auf der Jukebox hören. Eine schöne Zeit muss das gewesen sein, als man Abends durch die Stadt ging und die größte Angst darin bestand, dass die Gangs den Bürgersteig nicht frei machen oder einen Schnulli nennen.
Aber genau hier zeigt sich auch das größte Problem im Film: Diese Gang strahlt rein überhaupt nichts bedrohliches aus. Ob es damals wirklich so war, oder Herr Nüchtern beim schreiben alles andere als nüchtern war und deshalb einen so naiven Blick auf kriminelle Vereinigungen hat, vermag man nicht zu beurteilen. Doch nicht nur das auftreten der Gang als Kollektiv - auch das Verhalten der einzelnen Mitglieder erinnert eher an 15 Jährige Schüler im Trotzmodus, als an vermeinlich Schwerkriminelle Gangster.
An dieser Stelle würde man wohl denken, dass man sich den Film eigentlich sparen kann. Doch nein! Bloß nicht. Nacht der Wölfe ist nämlich trotz - oder gerade wegen diesen Mankos - ein schöner trashiger 80iger Jahre Film. Ein Film, der fast nur mit Laiendarstellern aufwartet, deren einziger Leinwandauftritt in diesem Machwerk waren. Ein Film, der selbst meistens nicht weiß was er sein will: Drama? Liebesfilm? Actionfilm? Punkfilm? Alles ein bisschen - aber nichts wirklich. Ein Soundtrack von der deutschen Metalband Accept rundet das Bild ab, welche sich über jede Menge Werbung für Ihre Songs gefreut haben dürften. Ebenfalls schön ist es zu sehen, wie München vor bald 40 Jahren aussah. Wer sich von dem aktuellen hohen Preis nicht abschrecken lässt (oder den Film anderweitig günstiger Streamen kann) hat einen schönen Einblick in die Filmschaffenden Landschaft von Deutschland der frühen 80iger Jahren. filmdetails
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