Montag, 24. Mai 2021

Filmkritik: Ein Zombie hing am Glockenseil (1980)

(c) Alemannia/Arabella Filmverleih GmbH
Inzwischen ist es schon einige Jahre her, dass ich das erste mal Lucio Fulcis bekanntesten Skandalfilm gesehen habe: Aufmerksam wurde ich damals vor allem, weil in der Ruhrpott-Assi-Komödie Voll Normaaal Tom Gerhardt in der Rolle des grenzdebilen Tommies von diesem Film schwärmte: "Da hängt der Zombie am Glockenseil, dass ein Auge fällt voll aus dem Kopf ey, voll blutisch ey!!!". Klar, dass ich damals den Film unbedingt auch sehen wollte - was in der Zeit vor Filmbörsen und Internet allerdings gar nicht so leicht zu bewerkstelligen war.  Die Tatsache, dass er damals (wie heute) in der ungeschnittenen Fassung beschlagnahmt war, löste natürlich einen Reiz aus. Umso größer war die Enttäuschung als ich den Film dann - mit zeitlichen Abstand zu Tommies Werbung in Voll Normaaal - Anfang der 00er Jahre irgendwann doch noch ansehen konnte: Ich empfand den Film als langatmig - und bis auf die berühmt berüchtigte  "Kotze die Gedärme aus" Szene bliebt mir nix mehr im Kopf. Zudem hing auch kein Zombie am Glockenseil (danke deutscher Filmverleih) noch war der Film so blutig wie Tommie ihn mir damals versprochen hatte. Nun - bald zwei Jahrzehnte später - ist es an der Zeit das (Mach)Werk erneut zu begutachten. Zwischenzeitlich habe ich diverse andere Fulci Werke gesehen und gelernt neben den blutigen Exzessen auch andere Dinge an italienischen Horrorfilmen dieser Zeit zu schätzen.
New York 1980: Eine Gruppe junger Erwachsener hält eine Séance ab - während sich zeitgleich in der entfernten Kleinstadt Dunwich ein Pfarrer erhängt. Wie durch eine magische Verbindung stirbt in diesen Moment eine der Teilnehmerinnen der Séance. Als Reporter Peter Bell über den Vorfall in New York schreiben will, stößt er relativ schnell auf viele Ungereimtheiten sowie die Verbindung nach Dunwich. Ohne es zu wissen, hat der Selbstmord in Dunwich eine Kettenreaktion des Bösen in Gang gesetzt, bei dem immer mehr Einwohner von Dämonen zu besessen werden scheinen bzw. durch bizarre Vorfälle aus dem Leben scheiden. Peter reist nach Dunwich um der Ursache auf die Spur zu gehen - nur um zu merken, dass er diese Reise hätte besser niemals antreten sollen.
Entgegen meiner Erwartung hat sich der Film beim erneuten ansehen relativ positiv behauptet. Warum ich ihn vor vielen Jahre eher lahm in Erinnerung habe, ist schwer zu sagen. Vermutlich, weil er deutlich unblutiger ist, als man bei so einem Titel erwarten würde. Heute fallen mir dafür umso positiver der typische 80iger Synthie-Soundtrack als auch die Farbgestaltung und entschleunigte Schnitte des Filmes auf. Neben dem üblichen Rot (klar Blut) begegnen einem überwiegen die Farben Blau und Grün. Vielleicht ist es auch ein Film, den man einfach mehrmal sehen muss, damit er seine Wirkung entfaltet? Wer würde beim ersten Schauen auf die Autofarbe oder Farbe des Kleides der Frau achten? Unterschwellig schafft es Fulci genau mit diesen optischen Spielereien eine dichte Atmosphäre aufzubauen. Für alle Fulcifans ein Pflichtfilm. filmdetails

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