Donnerstag, 17. Februar 2011

Der deutsche Film, Uwe Boll und Auschwitz

Uwe Boll
Zur Vorgeschichte: Uwe Boll bewirbt sich mit seinem Film Auschwitz auf der Berlinale. Nachdem der Film abgelehnt wird, verklagt er die Veranstalter und nimmt dies zum Anlass die deutsche Filmszene öffentlich zu kritisieren.

Fast muss es einen ja peinlich sein, das zuzugeben: Aber ich mag Uwe Boll irgendwie. Vor ein paar Jahren hab ich ihn bei der Vorpremiere von Postal persönlich getroffen - und man mag es nicht glauben - aber er ist irgendwie ein ganz lustiger Kerl. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich behaupte einige Ansichten mit ihm zu Teilen. Sehr interessant ist dazu dieses Video von Moviereporter.net in dem Boll über die Deutsche Filmszene spricht. Er spricht durchaus einige wahre Sachen an: In Deutschland gibt es gerade im Filmbereich verhältnismäßig wenig Menschen, die gleichzeitig sehr viel Entscheidungsgewalt besitzen. Dies merkt man als aktiver Beobachter immer wieder - aber auch als stiller Zuschauer entgeht einem das nicht. Oft sieht man immer die selben Jurylieblinge über den roten Teppichen flanieren und Preise bekommt nur das, was die Jury gut findet bzw. ein paar Herrschaften, die das Geld für den Film gegeben haben.
Filme die das Publikum gut findet, gehen nicht selten leer aus und werden gar nicht erst gezeigt. Oder noch schlimmer: Gar nicht erst gedreht.
Deutschland hat international gesehen nun einmal einen relativ übersichtlichen Filmmarkt mit gefestigten Persönlichkeiten, weshalb gerade neue Filmemacher es oft schwierig haben. Dazu müssen hierzulande Filme grundsätzlich politisch korrekt sein - oder zumindest tiefgehende Botschaften übermitteln. Fernsehfilme mal ausgenommen. Fakt ist, dass im Kinobereich der Action-, Kriegs- oder Satirefilme nicht gerade viel aus unserem Land kommt. Wenn Kinofilme, dann meistens harmlose Komödien, bedeutungsschwangere Dramen oder einfach nur Kinderfilme in der X-ten Fortsetzung. Filme wie High Tension, Die purpurnen Flüsse oder Taken? In Deutschland undenkbar: Horrorfilme, Thriller die im Nazimilieu spielen oder gar Rachefilme sind in diesem Land alles andere als gerne gesehen. Zumindest nicht bei Filmfesten - die Videothekencharts schauen nämlich anderes.
Man muss tatsächlich nur einmal zu unseren westlichen Nachbarn schauen um zu sehen, dass es auch anders geht: In Frankreich kommen in regelmässigen Abständen wirklich gute Horror- und Actionfilme raus. Diese sind zwar oft brutal, haben den Tiefgang eines Papierbootes sowie eine Story, die auf einer halben DIN-A4 mehr als genug Platz findet. Trotzdem liefern sie aber ihre 100 Minuten gute Unterhaltung. Und genau das ist es, was viele Leute sehen wollen: Filme zur reinen Unterhaltung. Filme die für das Publikum gemacht wurden und nicht für die Kritiker. Leider ein altes Thema, aber trotzdem bei vielen deutschen Produzenten noch nicht angekommen. Sicher, es gibt den einen oder anderen guten Actionfilme aus Deutschland - aber selbst Filme wie Das Experiment haben noch eine anspruchsvollen Hintergrund. Einer der wenigen reinen Actionfilme, der wirklich nur unterhalten will, wäre vielleicht Kampfansage.

Diese Punkte sind auch das, was Uwe Boll mehr oder weniger anprangert. Und nicht erst seit heute - schon bei besagter Postalpremiere - hat er sich darüber ausgelassen, wie schwer es in Deutschland ist, einen stinknormalen Unterhaltungsfilm in die Kinos zu bringen. Vom produzieren wollen wir gar nicht erst reden.

Aber trotzdem, Boll hat ein massives Problem und das ist nämlich seine Glaubwürdigkeit.
Er macht seit über 10 Jahren durch die Bank weg schlechte Filme. Fast alle Filme von Boll taugen gerade einmal zur seichten Unterhaltung an einem DVD Abend, wo der Alkohol nicht allzuweit entfernt stehen sollte. Meistens ufern seine Filme in sinnlosen Gewaltorgien oder unfreiwilliger Komik aus. Nicht selten in beides, wie zum Beispiel in House of the Dead. Der gewollte Witz - sofern vorhanden - ist schwarz, wie zum Beispiel in Postal als Uwe Boll, der selbst einen Gastauftritt hat, auf die Frage womit seine Filme finanziert werden antwortet: Nazi-Gold.
Gleichzeitig kommt noch hinzu, dass Uwe Boll selbst denkt, seine Filme wären großartig und missverstanden. Nein! Die Filme sind alles andere als toll - und das ist noch harmlos ausgedrückt. Und an dieser Stelle drängt sich die Frage auf: Wieso denkt gerade Uwe Boll, dass er der selbsternannte Messias des deutschen Filmes wäre?
Als ob es nicht genug ist: Der Film mit dem sich Uwe Boll bei der Berlinale beworben hat, heisst wie oben erwähnt Auschwitz und ist ein Drama darüber, wie es in dem KZ wirklich war. Sich solch einem Thema anzunehmen ist schon gewagt. Aber wahnsinnig ist es, wenn sich ein Regisseur wie Uwe Boll an das Thema ranwagt. Und das er selbst dabei nicht merkt, dass bei alle vernünftiger Kritik - die er durchaus in der Lage ist zu geben - sich komplett unglaubwürdig macht ist verwunderlich.
Gerade ein Regiesseur wie Uwe Boll der Filme macht, die sich problemlos mit Ed Woods Werken messen lassen können, nimmt sich einem hochsensiblen Thema wie Auschwitz an. Das ist Wahnsinn. Und Boll häte es selbst wissen müssen. Das kann niemand ernst nehmen und nimmt auch niemand ernst. Und genau aus diesem Grund schiesst sich Boll selbst ins Knie.
Hätte er bei der Berlinale mit einem harmlosen Actionstreifen diese Aktion gestartet, wäre es vielleicht was geworden. So aber nicht. Deshalb heisst es leider weiter abwarten, auf eine Zeit in der gute Actionfilme aus Deutschland kommen und Uwe Boll seinen ersten wirklich guten Film macht.

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