Freitag, 11. Februar 2011

Filmkritik: Black Swan (2010)

Nachdem Darren Aronofsky 2008 The Wrestler macht, wurde mit Spannung sein neues Werk erwartet. Als ich letztes Jahr gelesen haben, dass es um Ballett ging, war ich zunächst etwas skeptisch. Sicher, mit dem Thema Wrestling wurden in erster Linie Männer angesprochen: Mit Ballett folgten dann die Frauen als Zielgruppe
(c) 2010 Fox Searchlight Pictures
So simple ist es allerdings dann doch nicht. Denn Aronofskys Filme sind alles andere als oberflächig oder gar leicht in irgendwelche Schubladen einzuordnen. Tatsächlich wird fast jeder Zuschauer von seinen Filmen angesprochen - irgendwie jedenfalls: denn egal ob Wrestling oder Ballett - Aronofsky bedient sich in seinen Filmen lediglich um einen Transmitter für die eigentliche Story. Und genau so ist es auch bei Black Swan. Die Story hätte mit Wrestling vermutlich genauso funktioniert, wie The Wrestler mit Balett - Die Darsteller sowie die Erzählung an sich sind das Wesentliche.
Nina Sayers - großartig gespielt von Natalie Portman - ist eine Balletttänzerin in New York, die noch am Anfang ihrer Karriere steht und auf den großen Durchbruch wartet. Für die das neue Stück Der Schwanentanz sucht  Regisseur und Initiator Thomas Leroy in seinem Ensemble die passende Tänzerin, die den weißen sowohl aber auch den schwarzen Schwan verkörpern soll. Seine Wahl fällt auf Perfektionistin Nina, die sich nichts mehr gewünscht hat als diese Hauptrolle zu bekommen. Von nun an beginnt eine harte Zeit des Probens: Denn Leroy ist mit ihrer Performance nicht zufrieden, will aber gleichtzeitig auch niemand anderen für die Rolle auswählen. Nina beginnt nun sich immer mehr zu quälen: Kann sie den weißen Schwan schon bald performen, macht ihr der Part des schwarzen Schwans umso mehr zu schaffen. Doch langsam aber sicher wächst sie immer mehr in ihre Rolle und entdeckt die dunkle Seite an sich selbst: Die Seite des schwarzen Schwans.
Die Geschichte genau zu erzählen ist nicht das Wesentliche - denn eigentlich passiert nicht all zuviel. Komplizierte Handlungsstränge sucht man vergebens. Das besondere an Black Swan ist, wie die Geschichte erzählt ist. Aronofsky schafft es über knapp zwei Stunden eine dunkle und dreckige Atmosphäre zu schaffen, die zeigt wie man Ballett eigentlich gar nicht kennt - oder vielleicht gar nicht kennen will. Wo bei The Wrestler der Wrestling-Sport demontiert wurde, muss hier das Ballett dran glauben. Natalie Portman - die in fast jeder Szene zu sehen ist - verwandelt sich in der Zeit vom lieben Mädchen hin in den schwarzen Schwan, der gleichzeitig Metapher für Ninas dunkle steht. Diese Seite will nämlich nicht nur den Erfolg - sondern hat auch andere Interessen, die so gar nicht in das leben einer Primaballerina passen: Sex, Drogen und Wutausbrüche. Gleichzeitig übt sie sich in strengster Selbstdisziplin um perfekt zu werden, was auch mal darin endet, dass ihr nach einer harten Übungsstunde die Füße bluten. Aronofsky zeigt in verwackelten dunklen Bildern, wie nah Aufstieg und Fall zusammen liegen. Nina will alles, erreicht alles und steht am Ende - wortwörtlich - vor dem absolutem Nichts.
Black Swan ist ein ungemütlicher aber großartiger Film. Ein Film, den man sich sicher mehrmals ansehen kann, weil einem beim ersten Anschauen bestimmt einige Sachen entgangen sind. Abschließend sei noch gesagt, dass kein Mann Angst haben muss den Film zu sehen. Es geht zwar um Ballett - aber Ballett ist nicht das, worum es bei dem Film geht.

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